Der „Kunstrebell vom Wörthersee“wird spät gewürdigt
17 Jahre nach seinem Tod nähert sich eine Biografie an die exzentrische Persönlichkeit des Künstlers Viktor Rogy an.
KLAGENFURT. Er war – unter anderem – Aktionskünstler und Ausdruckstänzer, Bildhauer und Poet, Einzelgänger und notorischer Widerspruchsgeist: Viktor Rogy (1924–2004) biederte sich nie dem Betriebssystem Kunst an, verfolgte von Kärnten aus als „Kunstextremist“beharrlich einen eigenständigen Weg und galt über Jahre als Stachel im Fleisch einer von Landeshauptmann Jörg Haider betriebenen, auf Event und Günstlingswirtschaft fixierten Kulturpolitik.
Der Kärntner Kulturjournalist Wolfgang Koch begleitete die Aktivitäten von Viktor Rogy ab Ende der 1970er-Jahre und war auch über
Jahrzehnte Nachbar des kreativen Wirrkopfs. Jetzt hat Koch mit „Jeden Tag Cowboy“eine Biografie über den „Kunstrebellen vom Wörthersee“herausgegeben. Darin zeichnet der Autor das Bild einer zu Unrecht (fast) in Vergessenheit geratenen Künstlerseele.
Freilich: Rogy wollte auch, wie Koch es formuliert, „mit Gewalt als der große Unverstandene dastehen“. Er erlaubte es etwa im letzten Drittel seines Lebens nicht, ihn zu fotografieren, gab keine Interviews, schottete sich ab. Der 1924 in Gallitz bei Arnoldstein geborene Künstler agierte als Post-Dadaist, als passionierter Provokateur, als Enfant terrible, das gerne Hut trug, sich exzentrisch kleidete und ebenso agierte – privat wie beruflich. „Man musste ein eingefleischter Masochist sein, um Rogys Wirtshausreden, die alles ihm Unverständliche herabwürdigten, länger als ein paar Minuten zu ertragen“, schreibt Koch in seinem Vorwort. Man erkennt: In dieser Biografie wird nichts beschönigt, hier werden auch die negativen Seiten und Widersprüchlichkeiten Rogys thematisiert.
Der gelernte Maurer hatte seine künstlerische Karriere in den 1950er-Jahren als Lyriker begonnen. Später wurde er im Gartenhaus von Maria Lassnigs Klagenfurter Villa heimisch, er nannte es „Schloss Sorglos“. Der Name Viktor Rogy steht für konzeptive Überlegungen, für Installationen, für (Tanz-)Performances, für collagierte „Fundkunst“; er imaginierte Kunstorte und Ausstellungen, kritzelte auf Wirtshaus-Rechnungsblöcken und attackierte – gemeinsam mit seiner Partnerin Bella Ban – im minimalistischen Café OM via Schaufenstergestaltung den Populisten Haider. OM steht übrigens für „Ohne Machtbefugnis“.
„Rogys Abgang riss kein tiefes Loch in das Abendprogramm des ORF. Das Käsnudelvolk verdankte ihm nichts“, schreibt Koch. Sätze wie diese hätten Rogy gefallen.
Buch: