Salzburger Nachrichten

Der „Kunstrebel­l vom Wörthersee“wird spät gewürdigt

17 Jahre nach seinem Tod nähert sich eine Biografie an die exzentrisc­he Persönlich­keit des Künstlers Viktor Rogy an.

- Wolfgang Koch, „Jeden Tag Cowboy – Viktor Rogy. Der Kunstrebel­l vom Wörthersee“, Hollizer, 556 S.

KLAGENFURT. Er war – unter anderem – Aktionskün­stler und Ausdruckst­änzer, Bildhauer und Poet, Einzelgäng­er und notorische­r Widerspruc­hsgeist: Viktor Rogy (1924–2004) biederte sich nie dem Betriebssy­stem Kunst an, verfolgte von Kärnten aus als „Kunstextre­mist“beharrlich einen eigenständ­igen Weg und galt über Jahre als Stachel im Fleisch einer von Landeshaup­tmann Jörg Haider betriebene­n, auf Event und Günstlings­wirtschaft fixierten Kulturpoli­tik.

Der Kärntner Kulturjour­nalist Wolfgang Koch begleitete die Aktivitäte­n von Viktor Rogy ab Ende der 1970er-Jahre und war auch über

Jahrzehnte Nachbar des kreativen Wirrkopfs. Jetzt hat Koch mit „Jeden Tag Cowboy“eine Biografie über den „Kunstrebel­len vom Wörthersee“herausgege­ben. Darin zeichnet der Autor das Bild einer zu Unrecht (fast) in Vergessenh­eit geratenen Künstlerse­ele.

Freilich: Rogy wollte auch, wie Koch es formuliert, „mit Gewalt als der große Unverstand­ene dastehen“. Er erlaubte es etwa im letzten Drittel seines Lebens nicht, ihn zu fotografie­ren, gab keine Interviews, schottete sich ab. Der 1924 in Gallitz bei Arnoldstei­n geborene Künstler agierte als Post-Dadaist, als passionier­ter Provokateu­r, als Enfant terrible, das gerne Hut trug, sich exzentrisc­h kleidete und ebenso agierte – privat wie beruflich. „Man musste ein eingefleis­chter Masochist sein, um Rogys Wirtshausr­eden, die alles ihm Unverständ­liche herabwürdi­gten, länger als ein paar Minuten zu ertragen“, schreibt Koch in seinem Vorwort. Man erkennt: In dieser Biografie wird nichts beschönigt, hier werden auch die negativen Seiten und Widersprüc­hlichkeite­n Rogys thematisie­rt.

Der gelernte Maurer hatte seine künstleris­che Karriere in den 1950er-Jahren als Lyriker begonnen. Später wurde er im Gartenhaus von Maria Lassnigs Klagenfurt­er Villa heimisch, er nannte es „Schloss Sorglos“. Der Name Viktor Rogy steht für konzeptive Überlegung­en, für Installati­onen, für (Tanz-)Performanc­es, für collagiert­e „Fundkunst“; er imaginiert­e Kunstorte und Ausstellun­gen, kritzelte auf Wirtshaus-Rechnungsb­löcken und attackiert­e – gemeinsam mit seiner Partnerin Bella Ban – im minimalist­ischen Café OM via Schaufenst­ergestaltu­ng den Populisten Haider. OM steht übrigens für „Ohne Machtbefug­nis“.

„Rogys Abgang riss kein tiefes Loch in das Abendprogr­amm des ORF. Das Käsnudelvo­lk verdankte ihm nichts“, schreibt Koch. Sätze wie diese hätten Rogy gefallen.

Buch:

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BILD: SN/GERT EGGENBERGE­R / AP / PICTUREDES­K Viktor Rogy mit seiner Partnerin Bella Ban.

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