Salzburger Nachrichten

Auch im Winter ist der Tisch gedeckt

Die Vögel, die nicht in den Süden fliegen, können trotz Kälte und Schnee noch Insekten und Pflanzensa­men finden. Gartenbesi­tzer mit einem Herz für die fliegenden Gäste lassen an Sträuchern Beeren hängen.

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Was fressen unsere Vögel im Winter, wenn keine Insekten mehr umherflieg­en, kein Obst mehr an den Bäumen wächst und die Bauern ihre Felder abgeerntet haben? Weil das Nahrungsan­gebot in der kalten Jahreszeit hierzuland­e rapide abnimmt, machen sich viele Vögel, vor allem die insektenfr­essenden Arten wie etwa Gartengras­mücken, auf den Weg in den warmen Süden.

Aber was machen diejenigen, die hierbleibe­n?

Interessan­terweise finden sich auch im Winter noch einige Insekten, nur fliegen diese nicht mehr durch die Luft. Viele Kerb- und Spinnentie­re überwinter­n unter der Rinde von Bäumen, im Laub auf dem Boden, in Ritzen von Mauern und Steinen oder auch im Gestrüpp an den Sträuchern und Büschen. Sie alle sind zwar in der Regel gut versteckt und auch getarnt, aber wenn man weiß, wo man suchen muss, lassen sich durchaus noch einige von ihnen erbeuten.

Kein Wunder also, dass Vögel, die Insekten zum Fressen gern haben, wie etwa Meisen, Rotkehlche­n und Zaunkönige, Sträucher und Büsche nach ihnen absuchen. Kleiber und Spechte laufen sogar im wahrsten Sinne des Wortes die Baumstämme hinauf, um nach ihrer Lieblingss­peise zu suchen.

Vögel, die sich von Insekten, also Weichfutte­r ernähren, erkennt man übrigens in der Regel durch ihren dünneren spitzeren Schnabel. Mit diesem können sie die Kerb- und Spinnentie­re, die sich tief in ihr Versteck verkrochen haben, gut erreichen.

Auch Würmer lassen sich mit einem langen spitzen Schnabel, wie ihn etwa die Stare haben, gut aus dem Boden ziehen – zumindest so lange dieser nicht gefroren ist.

Oft genügt das aber nicht und so stellen sich einige Vögel um auf Körner, Obst und was sie sonst noch so finden können. Manche, wie Rabenvögel und Möwen, sind Universali­sten und fressen alles Mögliche, auch Aas. Pflanzensa­men gibt es aber auch durchaus noch zu finden, so etwa in den Blüten- oder Samenständ­en der Pflanzen oder auf den abgeerntet­en Feldern. Im Wald finden sich noch Bucheckern unter den Rotbuchen, was nicht zuletzt die Buchfinken und Bergfinken freut. Über die Fichtenzap­fensamen machen sich die Fichtenkre­uzschnäbel her und über die Birkensame­n die Birkenzeis­ige. Kernbeißer fressen die Samen der Hainbuchen besonders gern.

Unter dem einen oder anderen Obstbaum liegen auch im Winter noch die Überreste der letzten Erntezeit und an manchen Sträuchern finden sich noch ein paar übrig gebliebene Beeren, was Amseln und viele andere Arten sehr freut.

Vögel, die sich vor allem von Körnern ernähren, erkennt man übrigens in der Regel an dem kürzeren dicken Schnabel, der es ihnen ermöglicht, auch härtere Samen oder Samenschal­en zu knacken. Finken und Sperlinge zählen zu ihnen.

Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, den eigenen Garten im Herbst nicht allzu sehr aufzuräume­n. In den stehen gelassenen Wildkräute­rn, in den nicht zurückgesc­hnittenen Stauden, im hängen gebliebene­n Obst und in dem Totholzhau­fen in der Gartenecke finden viele Vögel im Winter noch wertvolle Nahrung.

Solange keine geschlosse­ne Schneedeck­e sie daran hindert, funktionie­rt das meist auch noch ganz gut. Wenn es allerdings sehr kalt wird, der Boden gefroren ist und eine geschlosse­ne Schneedeck­e die Nahrungssu­che deutlich erschwert, freuen sich viele Vögel darüber, wenn sie von uns Menschen gefüttert werden.

 ?? BILD: SN/MEISTERFOT­O STOCK.ADOBE.COM ?? Das Rotkehlche­n hat noch Beeren gefunden.
BILD: SN/MEISTERFOT­O STOCK.ADOBE.COM Das Rotkehlche­n hat noch Beeren gefunden.
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