Lockdown verlängert: Für Betriebe wird es immer enger
Besonders groß ist der Frust in der Gastronomie und bei den Hoteliers. Nun geht es ums Überleben. Denn: „Viele pfeifen aus dem letzten Loch.“
SALZBURG. Es hat sich abgezeichnet, und doch ist das Ergebnis niederschmetternd. Die Bundesregierung verlängert den Lockdown bis mindestens 7. Februar, Gastronomie und Hotellerie müssen sogar bis Ende Februar geschlossen halten.
Es sei ein Schock und „sehr, sehr bitter“, dass die Gastronomen frühestens im März wieder aufsperren dürften. So reagiert Salzburgs Wirtesprecher Ernst Pühringer. „Damit ist auch das bisserl Geschäft in den Semesterferien
tot.“Die Betriebe hätten inständig gehofft, bei entsprechenden Sicherheitskonzepten und mit Verwendung von FFP2-Masken zumindest ab Februar eingeschränkt aufsperren zu können. Fatal sei die Verlängerung des Lockdowns für die Skihütten. Sie hätten bereits seit Herbst große Mengen an Ware auf Lager, die man normalerweise brauche, um durch die Saison zu kommen. „Sie stehen jetzt vor der grauslichen Situation, dass sie einen Berg Lebensmittel liegen haben, die wahrscheinlich verderben werden, die sie nun aber dennoch bezahlen müssen.“Die Betriebe bräuchten dringend auch für Februar einen Umsatzersatz. „Viele Kollegen pfeifen aus dem letzten Loch.“Pühringer rechnet damit, dass rund ein Viertel der Betriebe die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nicht überleben wird.
Die Antwort von Walter Veit, selbst Hotel- und Skihüttenbetreiber in Obertauern sowie Landessprecher der Hoteliervereinigung in Salzburg, ist eindeutig: „Die Wintersaison ist gelaufen. Für die Hotellerie zahlt es sich nicht mehr aus, vor Ostern noch aufzusperren.“Die Branche würde die Maßnahmen aber mittragen. Auf der einen Seite sei man froh, dass man endlich wisse, woran man sei. Auf der anderen Seite gehe es bei vielen Betrieben jetzt ums Überleben, um die Mitarbeiter und um die regionalen Lieferanten. „Die brauchen jetzt alle dringend Unterstützung, denn da hängen sehr viele vom Tourismus ab. Es dürfen jetzt nicht gesunde Betriebe auch
noch unter die Räder kommen“, sagt Veit. Nicht alle Betriebe würden jetzt noch über die Runden kommen. „Ab 15. Februar müssen Steuerschulden oder Krankenkassenbeiträge wieder bezahlt werden. Da gibt es entweder eine vernünftige Verlängerung der Frist dafür oder eine Ratenzahlung. Wobei: Womit soll ich Raten zahlen, wenn ich keine Einnahmen habe?“
Die Skigebiete dürfen zwar wie bisher offen halten, doch ob sie das auch tun, ist fraglich. Zu groß sind die Verluste, wenn nur einheimische Tagesgäste kommen können. Eine Entscheidung, wie es weitergeht, wollen die Seilbahner am Montag treffen. Erich Egger, Sprecher der Seilbahnwirtschaft, betont, dass die Perspektive angesichts gesperrter Hotels und Gastronomiebetriebe für die Skigebiete fast nicht mehr gegeben sei. „Wir wissen, dass Deutschland bis über Ostern zuhat – und andere Märkte auch. Viele Hotelbetreiber werden gar nicht mehr aufsperren bis Ostern. Wir können als Seilbahnbetreiber damit rechnen, dass sich die Situation auf keinen Fall verbessert.“Die Frage sei daher, ob man für einheimische Tagesgäste und ein paar Zweitwohnsitzbesitzer offen lasse oder nicht. „Es wird einige geben, die sagen, wir machen einen Wochenendbetrieb und das war’s dann. Der eine oder andere wird sagen, wir lassen die Lifte bis Ende Februar, Anfang März offen und machen dann zu“, meint Egger. Genaueres wisse man aber erst Montagnachmittag. Ein Hoffen auf Ostern habe keinen Sinn mehr. „Diese Saison ist fast ein Totalausfall. Die Frage ist nur noch, wie viel Verlust man einfährt. Da wird eine Wirtschaftshilfe vom Bund notwendig sein.“
Salzburgs Wirtschaftskammer-Präsident Peter Buchmüller hatte in den vergangenen Tagen und Wochen stets Planungssicherheit gefordert. „Es ist jetzt zumindest eine gewisse Planbarkeit da. Insofern, als dass wir wissen: Es wird nicht aufgemacht, und so Gott will, gehen am 8. Februar die ersten Geschäfte und Dienstleister auf. Es ist nicht gelungen, dass Gastro und Hotels aufsperren dürfen, aber das ist irgendwo verständlich, wenn die Virusmutation so gefährlich ist. Da ist es gscheiter, wir tauchen das jetzt durch, obwohl es schwierig werden wird.“Der Fixkostenzuschuss 2 werde weiterlaufen und auch ein zusätzlicher Bonus für den Umsatzausfall soll kommen. Aber reicht das, um allen das Überleben zu sichern? „Für manche wohl nicht. Es werden jetzt sehr viele Betriebe in Bedrängnis kommen. Man redet immer von Betrieben, aber dahinter stehen ja auch Familien“, sagt Buchmüller, auch angesichts der Arbeitslosenzahlen. „Ich hoffe ganz schwer, dass das Datum mit dem 8. Februar hält und dass Gastro und Hotellerie im März dann doch öffnen können.“
Eines ärgert den Kammerpräsidenten sehr: „Die Betriebe halten sich an Vorschriften und Maßnahmen. Aber ein Teil der Bevölkerung hält sich gar nicht mehr daran. Das hilft uns allen nicht. Denen müssen wir aber auch klar sagen, dass sie die Wirtschaft und ihre eigenen Arbeitsplätze gefährden.“
„Ein Teil der Bevölkerung hält sich gar nicht mehr daran.“
Peter Buchmüller, WK-Präsident