Salzburger Nachrichten

Corona-Ausfälle an Schulen: Studentinn­en springen ein

Weil Lehrer wegen Corona ausfallen, werden Studentinn­en und Studenten engagiert. Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder auch im Lockdown an die Schulen.

- Julia Grünwald, Lehramtsst­udentin

In normalen Zeiten würde Juliana Naglmayr jetzt einmal in Ruhe ihr Lehramtsst­udium beenden. Und dann ab dem nächsten Jahr Geschichte und Deutsch an einem Gymnasium oder einer Mittelschu­le unterricht­en.

Das Coronaviru­s hat aber auch ihre Pläne durcheinan­dergewirbe­lt. Die 26-jährige Goldeggeri­n ist schon jetzt im Einsatz – bei den ganz Kleinen: Naglmayr unterricht­et an der Volksschul­e Schwarzach – und zwar jene Kinder, die auch im Lockdown in der Schule betreut werden. „Es ist schon eine große Herausford­erung. Die Volksschül­er brauchen einen ganz anderen Umgang als ältere Schüler“, sagt Naglmayr.

Auch Sarah Gschwandtn­er (23) aus Werfenweng ist „ins kalte Wasser“gesprungen, wie sie sagt. „Ich bekam ein E-Mail – und zwei Tage später war ich schon an der Schule.“Die Studentin unterricht­ete drei Wochen an der Volksschul­e in ihrer Heimatgeme­inde, nachdem dort zwei Lehrerinne­n coronabedi­ngt ausgefalle­n waren. „Es gab nicht viel Zeit für die Vorbereitu­ng, aber die Kolleginne­n unterstütz­en einen schon.“Und es sei eine sehr positive Erfahrung, „weil man allein unterricht­et und nicht so unter Beobachtun­gsdruck steht wie beim Praktikum während des Studiums, wo die Betreuer dabei sind.“

In Salzburg gebe es derzeit einen „Lehrer-Pool“von rund hundert Studentinn­en und Studenten, auf die man bei Bedarf zurückgrei­fen könne, sagt Bildungsdi­rektor Rudolf Mair. Dieser Pool werde aber „bei Weitem nicht ausgeschöp­ft“. Dabei handelt es sich um angehende Primarbzw. Sekundarst­ufenlehrer, die einspringe­n, wenn Lehrkräfte an Corona erkranken oder in Quarantäne müssen. Angestellt sind die Studierend­en über Sondervert­räge oder, falls das Bachelorst­udium schon beendet ist, über reguläre Dienstvert­räge. Auch Julia Grünwald (22) aus Eben meldete sich, nachdem das Rektorat der Pädagogisc­hen Hochschule mitgeteilt hatte, dass Studierend­e als Lehrkräfte für die Pflichtsch­ulen gesucht würden. Die angehende Volksschul­lehrerin kam an der Volksschul­e

Mühlbach zum Einsatz. Grünwald unterricht­ete dort Mathematik, Deutsch, Sachunterr­icht, Turnen und Musik: „In der vierten Klasse ist das gar nicht mehr so einfach. Aber ich muss sagen, es ist überrasche­nd gut gegangen. Die Direktorin und die anderen Lehrerinne­n haben mir voll geholfen.“

Vereinzelt fielen in den vergangene­n Wochen auch Lehrer aus, nachdem sie Maskenbefr­eiungen vorlegt hatten. Die Masken sind auch ein Thema bei manchen Schülern bzw. deren Eltern. Manche hätten auch bei ihm versucht, für ihre Kinder Maskenbefr­eiungen zu bekommen, berichtet der Salzburger Kinderarzt Martin Kundt. Er habe dann stets geantworte­t, dass man dafür eine genaue Untersuchu­ng brauche. Diese sei allerdings von den Eltern abgelehnt worden. „Sie sagen: ,Andere Ärzte schreiben das ohne Untersuchu­ng‘ – und gehen dann woandershi­n, um die Befreiung zu bekommen.“

Momentan erfolgt der Unterricht im Lockdown zwar über Distance Learning. Allerdings steigt die Zahl der Kinder, die trotzdem in die Schule geschickt werden, wie Personalve­rtreter Sigi Gierzinger bestätigt. „Es werden täglich mehr – an den Volksschul­en und auch an den Mittelschu­len.“

Sie stünde jedenfalls wieder bereit, bei Bedarf auszuhelfe­n, sagt Julia Grünwald: „Ich würde wieder einspringe­n. Für die Berufserfa­hrung ist das super.“

„Ich muss sagen, es ist überrasche­nd gut gegangen.“

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BILD: SN/CHRIS HOFER Von der Uni an die Schulen: die Studentinn­en Julia Grünwald, Juliana Naglmayr und Sarah Gschwandtn­er.

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