Transparente Maske aus Kuchl vereint Mimik und Virenschutz
Menschen, die schlecht hören, verzweifeln an blickdichten Masken. Eine Kuchler Firma hat transparente Masken entwickelt, die schützen wie ein Einwegprodukt.
KUCHL. Die weltweite Coronapandemie hat unsere Sehgewohnheiten verändert. Wer Filme im Hauptabendprogramm sieht, zuckt manchmal unwillkürlich zusammen: überall unmaskierte Menschen, die einander gefährlich nahe kommen. Im Straßenbild haben wir uns an Schutzmasken gewöhnt – zuerst an die blauen Einwegmasken, dann an die bunten, selbst gefertigten Exemplare. Zuletzt sind immer mehr Masken der Kategorie FFP2 zu beobachten, die nicht nur andere Menschen abschirmen, sondern auch einen gewissen Eigenschutz bieten.
Eines haben alle Schutzmasken gemeinsam: Sie sind blickdicht. Lippenbewegungen oder Mimik des Gesprächspartners sind nicht zu sehen. Am schlimmsten ist das für Menschen, die schlecht hören.
Diese Erfahrung hat auch Andreas Tsetinis gemacht: „Meine Mutter hört recht schlecht, da gibt es mit herkömmlichen Masken große Probleme bei der Verständigung. Ein normales Gespräch zu führen ist praktisch unmöglich.“
Da kam ihm eine Idee seines Sohnes Christoph gerade recht. Dessen erste große Einzelschau als Mode- und Produktdesigner in Paris fiel genau in den ersten Lockdown. Internationale Gäste blieben dem Event fast völlig fern. Doch der Sohn gab nicht auf und unterbreitete dem Vater die Idee, transparente Schutzmasken herzustellen. Denn genau darauf ist Andreas Tsetinis mit seiner Unternehmensberatungsfirma in Kuchl spezialisiert: Er begleitet Kunden von der Projektidee bis zur Serienproduktion. Zu seinen Kunden gehören die großen Namen der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer: BMW, Bosch, Land Rover oder VW, um nur einige zu nennen.
Vier Monate nach der ersten Idee ging die Zero Face Mask in Produktion. Das Besondere daran: Sie wird in Deutschland produziert und in Österreich von den Geschützten Werkstätten zusammengebaut. „Eine Produktion in
Asien wäre natürlich viel günstiger gewesen. Aber wir haben uns bewusst für das Lokale entschieden“, sagt Tsetinis.
Die transparente Maske könne nach Übergießen mit heißem Wasser wiederverwendet werden. Die Materialien – medizinischer Kunststoff und Silikon – seien recycelbar.
Mit der aufkommenden Kritik an der Wirksamkeit von transparenten Gesichtsschilden begannen Tsetinis und sein Team, ihr Produkt weiterzuentwickeln. Die Lösung: Indem man die Zero Face Mask unten mit einem antibakteriell beschichteten Tuch verschließe, erhöhe sich die Schutzwirkung auf jene von Einweg-OPMasken. Das sei vom Bischofshofener Prüfinstitut HygCen zertifiziert worden.
Doch nun hat die Bundesregierung mit 25. Jänner eine FFP2Masken-Pflicht
in einigen Bereichen erlassen. „Das ist für uns natürlich ungünstig, aber wir sehen das längerfristig. Masken werden uns erhalten bleiben“, prognostiziert Tsetinis. Er verweist unter anderem auf die jedes Jahr wiederkehrende Grippewelle. „Außerdem gibt es gewisse Bereiche, in denen Transparenz und Mimik unabdingbar sind – in der Logopädie, Integration, in Altersheimen, aber auch bei Verhandlungen zwischen Geschäftspartnern.“Derzeit sei man auch mit dem Sportwissenschaftlichen Institut der Uni Salzburg in Kontakt, um den Einsatz der Masken für Sportler prüfen zu lassen.
Bisher seien 20.000 Stück produziert worden, langfristig könne man pro Jahr zwischen 25.000 und 40.000 Masken herstellen. Eine Zero Face Mask kostet rund 30 Euro.
„Masken werden uns wahrscheinlich noch länger erhalten bleiben.“