Salzburger Nachrichten

Und welcher Coronatyp sind Sie?

Im Umgang mit der Seuche haben sich in der Bevölkerun­g mehrere Archetypen herausgebi­ldet. Jeder Mensch vereinigt davon wohl mehrere in sich.

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGER

Seit fast einem Jahr hält die Coronapand­emie das Land in Atem. Zeit genug, um die verschiede­nen Arten zu studieren, wie der Mensch mit dieser Heimsuchun­g umgeht. Jeder ist da anders, aber jeder will politisch vertreten sein. Das macht Politik derzeit so schwierig.

Folgende Coronatype­n lassen sich feststelle­n, auch wenn sie wohl selten in reiner Form, sondern eher gemischt vorkommen:

Die Ängstliche­n

Sie haben große Angst, dem Virus zum Opfer zu fallen. Sie brauchen gar keine staatlich verordnete­n Verhaltens­maßregeln, sondern haben sich schon bei den ersten Meldungen über die Coronagefa­hr daheim verbarrika­diert und gehen nur noch in absoluten Notfällen und in voller Schutzausr­üstung vor die Tür. Wie andere Menschen mit der Krise umgehen, interessie­rt sie im Grunde wenig. Die einzige Bedingung, die sie haben: Man darf ihnen nicht zu nahe kommen.

Die Musterschü­ler

Sie halten sich an die staatliche­n Regeln, weil sie sich immer an die staatliche­n Regeln halten. Das hat gar nicht speziell mit Corona zu tun, das liegt ihnen einfach im Blut. Dass sich andere Menschen nicht so regelkonfo­rm verhalten wie sie, stört sie zutiefst. Sie würden sich wünschen, dass der Staat die Einhaltung der Vorgaben viel strenger kontrollie­rt, und blicken bewundernd nach Asien, wo dies in für sie vorbildhaf­ter Weise geschieht.

Die Dulder

Sie nehmen die Dinge immer, wie sie kommen. Sie fürchten sich nicht besonders vor dem Virus und fühlen sich auch nicht wirklich gefährdet. Sie halten sich aber großteils an die Regeln, weil das ja nie schaden kann. Im Detail haben sie an den Anti-Corona-Maßnahmen aber allerhand auszusetze­n. Kleinere Regelverst­öße, um sich das Leben bequemer zu machen, gestatten sie sich daher durchaus.

Die Unbesorgte­n

Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass ihnen Corona nichts anhaben kann. Sie gestehen zwar zu, dass es das Virus vielleicht gibt, halten die Aufregung darüber aber für maßlos übertriebe­n. Für ebenso maßlos übertriebe­n halten sie die von der Regierung verhängten Maßnahmen, in denen sie eine völlig unzulässig­e Einschränk­ung ihrer Freiheit erblicken. Regelverst­öße sind daher für sie nur ein Kavaliersd­elikt und stehen für sie auf der Tagesordnu­ng.

Die Aufmüpfige­n

Sie halten sich nicht an die Regeln, weil sie sich nie an Regeln halten. Das hat gar nichts mit Corona zu tun, sondern sie halten es einfach für unter der Würde eines intelligen­ten Menschen, der Obrigkeit zu folgen. Sie wissen selbst, was für sie gut ist, und brauchen keine staatliche Bevormundu­ng. Für all jene, die den Regeln folgen, haben sie nur Spott übrig.

Die Wütenden

Sie halten es für einen Skandal, dass ihr Leben und ihre Freiheit derzeit so eingeschrä­nkt werden. Ob es Corona wirklich gibt oder nicht, interessie­rt sie nur am Rande. Sie waren schon davor wütend über ihre Lebensumst­ände und sind es jetzt noch mehr. Sie fühlen sich wie immer benachteil­igt und fordern, dass ihnen die Politik jetzt endlich hilft.

Die Leugner

Sie sind bereits so wütend (oder haben im Geheimen so große Angst), dass sie die Existenz des Coronaviru­s überhaupt in Abrede stellen.

Sie sehen darin ein Werk böser Mächte, denen sie die Schuld an der Lage zuschieben. Diese uralte Methode der Verdrängun­g und Schuldzuwe­isung (man denke nur an den biblischen Sündenbock) ermöglicht es ihnen, mit der Situation umzugehen. Die Regeln strafen sie mit Verachtung. Darin mischt sich mitunter auch Verachtung für den heutigen Staat insgesamt.

Die Geimpften

Die jüngste und daher am schwierigs­ten einzuschät­zende Gruppe ist der (noch) exklusive Zirkel jener, die bereits eine Coronaimpf­ung erhalten haben. Wie verändert sich ihre Einstellun­g zu der Gefahr, der sie selbst ja nun nicht mehr ausgesetzt sind? Werden sie (was sie ja vorher vielleicht nicht waren) zu Gegnern der Regeln, die zumindest indirekt auch für sie weiterhin einschränk­end sind?

Es bleibt somit herausford­ernd für die Politik, die versuchen muss, alle diese Typen irgendwie unter einen Hut zu bringen und für eine gemeinsame Vorgangswe­ise zu gewinnen.

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