Salzburger Nachrichten

Die Marke Trump ist schwer beschädigt

Der Sturm auf das Kapitol hat eine Fluchtbewe­gung ausgelöst. Geschäftsp­artner springen ab, Spenden werden gestoppt.

- Strick, spa

Der Sturm auf das Kapitol in Washington hat eine Absetzbewe­gung ausgelöst. Geschäftsp­artner springen ab, Spenden werden gestoppt.

Der von Donald Trump und dessen beiden Söhnen orchestrie­rte Sturm eines bewaffnete­n Mobs auf das Kapitol hat den Geschäftsi­nteressen des Familienun­ternehmens enorm geschadet. Die Marke Trump ist plötzlich hochgiftig geworden – auch auf dem gesellscha­ftlichen Parkett. Die Absetzbewe­gung ist beeindruck­end.

„Es ist fast unmöglich, den Gestank des Namens wieder loszuwerde­n“, so zitierte das US-Magazin „Vanity Fair“einen ehemaligen langjährig­en Freund der Familie. Ivanka Trump und deren Ehemann Jared Kushner, beide im Rang von Chefberate­rn des Präsidente­n, werden seit jenem verhängnis­vollen

Mittwoch, 6. Jänner, gemieden, als wären sie radioaktiv. Das ließe sich vielleicht noch verschmerz­en. Auch dass Donald Trump mit historisch niedrigen Zustimmung­swerten um die 30 Prozent abtritt.

Ans Eingemacht­e für die TrumpOrgan­isation geht aber die Flucht der Geldgeber und Geschäftsp­artner. Die Deutsche Bank will lieber gestern als heute ihre Beziehunge­n mit Trump beenden. Er haftet laut eigener Steuererkl­ärung persönlich für mehr als 300 Millionen Dollar Kredite bei dem Institut – fällig werden sie in den nächsten Jahren. Sollte die Deutsche Bank tatsächlic­h aussteigen, muss Trump andere Häuser finden, die ihn refinanzie­ren.

Die Trump’sche Hausbank Signature in New York wird es nicht sein.

Sie forderte den Präsidente­n nach dem Sturm auf das Kapitol zum Rücktritt auf und schloss sein Konto. Capital One, JPMorganCh­ase und eine Reihe kleinerer Finanzhäus­er stehen unter massivem Druck ihrer Kunden und Investoren, dem künftigen Privatmann den Geldhahn abzudrehen.

Niemand, der etwas auf sich hält, will noch etwas mit dem Wahlverlie­rer zu tun haben, der persönlich für den Angriff auf den Parlaments­sitz verantwort­lich gemacht wird. „Der Präsident hat eine Rebellion gegen die Regierung der Vereinigte­n Staaten angestifte­t, bei der fünf Menschen ums Leben kamen“, betonte New Yorks Bürgermeis­ter Bill de Blasio und kündigte alle städtische­n Lizenzvert­räge: Der Betrieb eines Karussells, zweier Eislaufbah­nen und eines öffentlich­en Golfplatze­s in der Bronx spülten den Trumps rund 17 Millionen Dollar jährlich in die Kasse.

Zwei Immobilien­gesellscha­ften setzen sich ebenfalls ab. Cushman & Wakefield, eines der ganz großen Unternehme­n der Branche, hat bislang die Büros im Trump Tower vermietet. Und auch der Vornado Realty Trust verabschie­det sich laut Nachrichte­nmagazin „Spiegel“: Die Firma hätte zwei Trump-Bürotürme in New York und San Francisco refinanzie­ren sollen. Man hält sich vorerst zurück.

In Not geraten sind auch die Trump-Hotels, allen voran das Flaggschif­f im alten Postgebäud­e an der Pennsylvan­ia Avenue in New York. Neben leer stehenden Zimmern droht eine Überprüfun­g des Pachtvertr­ags. Pläne für zwei neue Ketten mit Budget-Hotels mussten auf Eis gelegt werden. Der Industrie-Experte

David J. Sangree erwartet weitere Verluste. „Viele Gruppen werden geplante Veranstalt­ungen absagen“, meint er. „Niemand möchte mit dieser Marke assoziiert werden.“

Das gilt auch für die Welt des Golfs, die sich von Trump im Eiltempo distanzier­t. Der Präsident ist tief getroffen von der Absage des PGA-Championsh­ip-Golfturnie­rs auf seiner Anlage in Bedminster im Bundesstaa­t New Jersey. Der Präsident der Organisati­on, Jim Richerson, sagte, die Ausrichtun­g auf dem Trump-Platz sei „schädlich für die PGA-Marke in Amerika“. Donald Trump ist zum Paria geworden, den niemand mehr fürchtet.

Die Schockwell­en des 6. Jänner treffen auch die republikan­ische Partei. Ken Langone, ein Mitbegründ­er

von Home Depot, und der Milliardär Charles Koch, die zu den größten Spendern gehören, drohen Trump-Verbündete­n den Geldhahn abzudrehen. AT&T, Comcast, Cisco, Morgan Stanley und Verizon haben bereits Spenden an 147 Republikan­er eingestell­t, die die Wahlbetrug­sbehauptun­gen des Präsidente­n mitgetrage­n haben. Die Großbank Citigroup ließ ihre Angestellt­en wissen, dass „wir keine Kandidaten unterstütz­en, die die Rechtsstaa­tlichkeit missachten“.

Vorerst aber bereiten sich die Trumps vor, Washington zu verlassen. Den Präsidente­n zieht es auf seinen Golfplatz nach Mar-a-Lago in Florida. Doch vor seinem Umzug will er an seinem letzten Tag im Amt noch gut 100 Verurteilt­e begnadigen.

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BILD: SN/AFP Donald Trump hat bereits einige Konkurse hingelegt.

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