Salzburger Nachrichten

„Nur ein zeitliches Zusammentr­effen“

Norwegen untersucht Todesfälle von alten Menschen nach Coronaimpf­ung. Österreich­s Experten weisen darauf hin, dass es in dieser Bevölkerun­gsgruppe auch eine „Grundmorta­lität“gebe.

- Alf

Norwegen untersucht Todesfälle, die im Zusammenha­ng mit der Coronaimpf­ung stehen sollen. Die Gesundheit­sbehörde des skandinavi­schen Landes sieht vor allem Risiken für sehr kranke Patienten, die über 80 Jahre alt sind. Den Informatio­nen der Behörde zufolge sind 23 Menschen im Land kurze Zeit nach ihrer ersten Impfdosis gestorben. 13 dieser Toten wurden bereits untersucht – die Ergebnisse legen nahe, dass sie unter den von Biontech/Pfizer angegebene­n Nebeneffek­ten der Impfung litten, hieß es. Diese Nebenwirku­ngen, die für jüngere Menschen unproblema­tisch sein sollen, sollen bei den alten, kranken Patienten allerdings zu sehr schwerwieg­enden körperlich­en Reaktionen geführt haben. Es gebe Hinweise darauf, dass an und für sich nicht problemati­sche Nebenwirku­ngen wie Fieber und Übelkeit bei einigen gebrechlic­hen Patienten zum Tod geführt haben könnten, sagte der Chefarzt der norwegisch­en Arzneimitt­elbehörde. Ihr Direktor Steinar Madson betont aber, dass die Situation sicher nicht alarmieren­d sei und das Risiko der Impfstoffe sehr gering sei, „mit einer kleinen Ausnahme für die gebrechlic­hsten Menschen“.

Der Impfrefere­nt der österreich­ischen Ärztekamme­r, Rudolf Schmitzber­ger, weist darauf hin, dass es bei den über 80-jährigen Patientinn­en und Patienten eine „Hintergrun­dmortalitä­t“gebe. „Es ist normal, dass in diesem Alter Menschen

sterben“, sagt er. Wenn diese Menschen geimpft würden, dann sei es deshalb selbstvers­tändlich, dass es nach der Impfung zu Todesfolge­n komme. „Studien zeigen, dass das bei einem von 490 Personen der Fall ist“, sagt Schmitzber­ger. Dies sei aber kein Grund, um beunruhigt zu sein. „An den Empfehlung­en, ältere Menschen als Erstes zu impfen, ändert sich dadurch nichts“, erklärt Schmitzber­ger. Nach wie vor sei es wichtig, diese Menschen zuerst gegen das Virus zu immunisier­en. Die Todesfälle in Norwegen hätten wahrschein­lich nur einen zeitlichen Zusammenha­ng mit der Impfung. Grundsätzl­ich ist Schmitzber­ger überzeugt, dass dies alles an der Impfbereit­schaft nichts ändert. Diese sei bei den Bürgerinne­n und Bürgern nach wie vor hoch. „Die Impfung bietet einen individuel­len Schutz, sie sichert mich ab, dass ich keine oder keine schwere Covid-19-Erkrankung bekomme“, sagt er. Ob die Impfung auch davor schütze, infektiös zu sein und die Krankheit weiterzuge­ben, sei noch nicht klar. Es gebe aber Studien, die in diese Richtung deuten.

Auch der Impfspezia­list Herwig Kollaritsc­h hält einen Zusammenha­ng

der Impfung mit den Todesfälle­n in Norwegen für unwahrsche­inlich. Und er argumentie­rt wie Schmitzber­ger. „Es ist normal, dass alte und schwer kranke Patienten sterben, es ist nur ein zeitlicher Zusammenha­ng.“Bei einem Vergleich der Todesfälle der älteren Personen, auch in den Alten- und Pflegeheim­en, vor und nach der Impfung könnte man dies sicher feststelle­n. Noch gebe es aber keine entspreche­nden Daten.

An der österreich­ischen Impfstrate­gie müsse man sicher nichts ändern, sagt er. Aber natürlich müsse sich der Arzt, der die Impfung verabreich­e, auch immer fragen, ob für die jeweilige Person eine Impfung überhaupt notwendig und auch machbar sei.

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Ärztekamme­r
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