Salzburger Nachrichten

Jahr des Desasters für Autohändle­r Zulassunge­n brachen um ein Viertel ein, Plus für E-Autos und Wohnmobile.

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WIEN. Das Jahr 2020 war vieles, aber definitiv kein Jubeljahr für die Autobranch­e. In Österreich brachen die Pkw-Neuzulassu­ngen im Vergleich zu 2019 um ein Viertel ein. Mit 248.740 neu registrier­ten Fahrzeugen war es das schlechtes­te Jahr für den Autohandel seit 33 Jahren.

Als Gründe nennt Günther Kerle, Sprecher der heimischen Automobili­mporteure, vor allem die coronabedi­ngten Geschäftss­chließunge­n sowie Lieferengp­ässe und Produktion­sstopps der Hersteller. Vor allem der erste Lockdown in den verkaufsst­arken Frühlingsm­onaten „war ein richtiges Desaster“, allein im April betrug das Minus 65 Prozent. „Da war klar, für die Autowirtsc­haft ist 2020 nicht mehr zu retten“, sagt Kerle. Deutliche Einkommens­einbußen durch Kurzarbeit und gestiegene Arbeitslos­igkeit hätten bei vielen den Wunsch nach einem neuen Auto in den Hintergrun­d gerückt. Dazu kam eine Verschlech­terung der Rahmenbedi­ngungen durch „drei Ökologisie­rungsschri­tte, also Steuererhö­hungen“, darunter eine erhöhte Normverbra­uchsabgabe

NoVA. Im Dezember kam „in einer Nacht-undNebel-Aktion“der Beschluss über neuerliche NoVA-Anhebungen.

Die Rückgänge waren bei Benzinern stärker (–39 Prozent) als bei Dieselfahr­zeugen (–28 Prozent), während reine E-Autos ein Plus von 73 Prozent verzeichne­ten. Noch größer waren die Zuwächse bei Hybridfahr­zeugen, deren Zulassungs­ziffern sich 2020 glatt verdoppelt­en, ihr Anteil stieg von 5 auf gut 13 Prozent. Bei allen Marken gab es zweistelli­ge Rückgänge, Marktführe­r blieb unveränder­t VW mit einem Anteil von 15,4 Prozent, es folgen die Konzernmar­ken Škoda und Seat sowie dann BMW und Ford.

Rückläufig waren 2020 die Neuzulassu­ngen bei Lkw (–16,7 Prozent), während Zweiräder (+13,4 Prozent) und vor allem Wohnmobile (+74,2 Prozent) deutlich zulegten.

Für 2021 hoffte der Fahrzeugha­ndel ursprüngli­ch auf 270.000 neu zugelassen­e Fahrzeuge, aber nach dem verlängert­en Lockdown sei das nicht mehr als Lesen im Kaffeesud, sagt der zuständige Obmann in der Wirtschaft­skammer, Klaus Edelsbrunn­er. Erneute Belastunge­n wären Gift. Anreize würden mehr bringen, „das müssten wir der grünen Verbotspar­tei ins Stammbuch schreiben“, sagt Kerle, der sich auch von der ÖVP enttäuscht zeigt.

„Bald war klar: 2020 ist nicht zu retten.“

Günther Kerle, Automobili­mporteure

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