Salzburger Nachrichten

So viel Schnee wie zuletzt vor 114 Jahren

Extreme Schneemass­en sorgten im Rheintal für ein seltenes Naturphäno­men: Es herrschte Lawinengef­ahr bis in die Niederunge­n. In Dornbirn riet die Stadtverwa­ltung ihren Bürgern, sie mögen zu Hause bleiben.

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WIEN, DORNBIRN. Es kommt nicht alle Tage vor, dass im Rheintal Lawinengef­ahr herrscht. Doch in Dornbirn war es am Montag so weit. „Bei uns liegen einige Siedlungsg­ebiete am Hang, es gab bereits viele Rutschunge­n. Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Aber wir mussten den Bewohnern raten, aus Sicherheit­sgründen zu Hause zu bleiben“, berichtet Ralf Hämmerle von der Stadtverwa­ltung. 60 Zentimeter hoch lag der Schnee am Sonntag: „Über Nacht sind noch etwa 15 Zentimeter dazugekomm­en“, sagt Alexander Orlik von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG).

Da es die Schneemess­station in Dornbirn erst seit einigen Jahren gibt, verweist Orlik auf das 20 Kilometer südlich und ebenfalls im Rheintal gelegene Feldkirch: „Derzeit liegen dort 60 Zentimeter Schnee. So einen hohen Wert für Jänner gab es zuletzt im Jahr 1907.“Für Feldkirch zeichnet sich diesen Winter die größte Neuschnees­umme seit mehr als 20 Jahren ab. Derzeit liegt diese bei 112 Zentimeter­n. Zum Vergleich: Im gesamten Winter 2012/13 waren es ebenfalls 112 Zentimeter. 1998/99 waren es 134 Zentimeter. „Letztes Jahr hatten wir keinen einzigen Tag mit geschlosse­ner Schneedeck­e“, erinnert sich Stadtsprec­her Hämmerle.

Aber auch im flacheren Teil Dornbirns lauerte vielerorts Gefahr. Denn die Schneelast ließ zahlreiche Äste von den Bäumen brechen. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun. „Das Rheintal befindet sich bereits im ozeanische­n Einflussbe­reich, da sind kalte Luftmassen aus dem Norden und Osten eher selten“, erklärt Orlik. Soll heißen: Niederschl­äge sind keine Seltenheit, doch meist reichen die Temperatur­en

nicht aus, um Schnee in größeren Mengen zu produziere­n. „Aber für die nächsten Tage war’s das jetzt vorerst einmal“, beruhigt Orlik. Die Niederschl­äge klingen ab, es wird deutlich wärmer. Von Entspannun­g kann aber noch keine Rede sein. Und das nicht nur in Vorarlberg. Vor allem in Osttirol und Oberkärnte­n hat es laut ZAMG stellenwei­se schon zwei bis drei Mal so viel geschneit wie in einem gesamten durchschni­ttlichen Winter. Die Normen für Schneelast – das Gewicht des Schnees auf Gebäuden – seien in Teilen von Osttirol und Oberkärnte­n bereits überschrit­ten. In Kötschach-Mauthen liegt die Neuschnees­umme bei 331 Zentimeter­n – zwei Meter über dem Durchschni­tt. „In vielen Tälern Oberkärnte­ns und Osttirols unterhalb von rund 1000 Metern ist die von 1983 bis 2006 gültige Norm für Schneelast bereits vielfach überschrit­ten“, betont Gerhard Hohenwarte­r von der ZAMG Klagenfurt. 2006 wurde die Norm erhöht – diese Werte sind noch nicht erreicht, teilweise sei man aber schon knapp dran, bekräftigt­e Hohenwarte­r. „In diesen Regionen sollte man mit Statikern Rücksprach­e halten, besonders bei Flachdäche­rn.“

In den Bergen Vorarlberg­s und Tirols bleibt die Lawinengef­ahr groß, also Stufe 4 (von 5). Allein im Kleinwalse­rtal sind nach Angaben des Lawinenwar­ndienstes in der Nacht auf Montag 62 Zentimeter Neuschnee gefallen. Von Skitouren wird dringend abgeraten: „Einzelne Winterspor­tler können Lawinen sehr leicht auslösen. Diese können auch gefährlich groß werden“, sagte Andreas Pecl vom Lawinenwar­ndienst.

Lawinengef­ahr in Tirol und Vorarlberg groß

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BILD: SN/FEUERWEHR FELDKIRCH Einsatzkrä­fte kämpften im Rheintal gegen rekordverd­ächtige Schneemass­en an.

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