Ärzte und Alte fragen: Wo bleibt die Impfung?
In Wien wurden vergangene Woche 8500 niedergelassene Ärzte geimpft. In Salzburg soll das erst Mitte Februar geschehen. Das regt viele auf.
Bernhard Celler ist ratlos. Die Sorge um seinen 99 Jahre alten Vater treibt den gebürtigen Salzburger derzeit um. „Wir versuchen, einen Weg zu finden, wie er möglichst schnell geimpft werden kann.“Prinzipiell gehe es seinem Vater Johann Celler gut, sagt der Sohn. „Aber ich fürchte, dass er das nicht überleben wird, wenn er sich mit dem Virus infiziert.“
Die Familie versucht, den 99-Jährigen so gut wie möglich abzuschirmen. Das ist aber nicht so einfach: Johann Celler wird von zwei 24-Stunden-Pflegekräften aus Serbien betreut. „Die werden zu Hause getestet und sitzen dann stundenlang im Bus. Sie erzählen, dass dort niemand eine Maske trägt.“Eine Pflegerin habe der Familie zudem angekündigt, sich jedenfalls nicht impfen lassen zu wollen.
Jetzt hofft Bernhard Celler, dass zumindest sein Vater möglichst bald geimpft wird. Zwar habe er immer wieder gehört, dass über 80-Jährige zu den Ersten gehören sollten, die geimpft würden. Aber bis jetzt habe ihm niemand sagen können, wann es bei seinem Vater so weit sei. „Es ist schockierend, dass die Ärzte derzeit auf demselben Wissensstand sind wie die restliche Bevölkerung.“
Am Montag waren laut Sozialministerium in Salzburg 6735 Personen gegen das Coronavirus geimpft, das sind 1,21 Prozent der Bevölkerung. Rudolph Puttinger fragt sich, warum er die Impfung noch nicht erhalten hat. Der Salzburger Kinderarzt ist bereits 69 Jahre alt und gehört somit selbst schon zur Risikogruppe. Während in Wien bereits vergangene Woche 8500 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte geimpft wurden, ist diese Gruppe in Salzburg nach derzeitigem Stand ab der 7. Kalenderwoche (ab dem 15. Februar) vorgesehen. „Soll ich jetzt einen Monat lang Kinder für persönliche Kontakte in Ordinationen nach Wien schicken?“, fragt Puttinger. Er habe in der Coronapandemie Hunderte Kinder angeschaut und es bisher geschafft, durch die Pandemie zu kommen, ohne sich selbst zu infizieren. „Und jetzt ist die Impfung da und es wird nicht geimpft. Der Informationsstand ändert sich ständig, das ist eine Desinformation.“
Vonseiten der Salzburger Ärztekammer heißt es, dass in Wien die niedergelassenen Ärzte bereits geimpft seien, weil man dort anders priorisiert habe. „Das entspricht nicht ganz den Vorgaben des Bundes“, sagt Christoph Fürthauer, Kuriensprecher der niedergelassenen Ärzte. In Wien sei man dafür mit der Durchimpfung der Seniorenwohnheime noch nicht so weit wie in Salzburg. „Wir stehen als Salzburger Ärzteschaft dazu, dass es eminent wichtig ist, in den Heimen zuerst zu impfen. Das ist ein wesentlicher Faktor, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht.“
Für die Registrierung der über 80-Jährigen werde derzeit gemeinsam mit dem Land Salzburg und dem Roten Kreuz mit Hochdruck an einer Registrierungsplattform gearbeitet. Dazu soll es Ende der Woche eine schriftliche Information an die Impfordinationen
„Ich halte nichts von einer Umstellung unserer Pläne.“
Christian Stöckl, LH-Stv.
im Bundesland geben. Es gebe aber für alle Interessierten bereits jetzt die Möglichkeit, sich beim Hausarzt auf eine Liste schreiben zu lassen, sagt Christoph Fürthauer. Mit der Impfung für die Altersgruppe über 80 Jahre könne man frühestens in der letzten Februarwoche beginnen. „Bis dahin muss man diesen Menschen zu äußerster Vorsicht raten.“
Laut Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) richtet sich der Salzburger Impfplan nach den Experten des nationa
len Impfgremiums. Man habe mit den Seniorenwohnheimen und besonders exponiertem Spitalspersonal begonnen. „Ich halte nichts von einer Umstellung. Unser Ziel ist es, Gruppe für Gruppe konsequent durchzuimpfen.“
Kritik kommt von der Salzburger SPÖ. Landesparteichef David Egger bemängelt, dass in Salzburg die Vormerkung im Gegensatz zu Wien noch nicht gestartet sei. Er fordert zudem eine frühere Impfung von „systemrelevanten Berufsgruppen“wie Mitarbeitern im Einzelhandel.