Salzburger Nachrichten

380-kV-Geld für Gemeinden Auch der Protest geht weiter

Je eine Million Euro steckten Eugendorf und Koppl in den Kampf gegen die Freileitun­g – vergeblich. Anderersei­ts erhalten sie aber auch Geld.

-

Die ersten Masten stehen schon und gerodete Schneisen zum Beispiel auf dem Heuberg und Nockstein zeigen den weiteren Verlauf der neuen Höchstspan­nungsleitu­ng, die vom Flachgau in den Pinzgau führen wird. Der Protest für Erdkabel im Allgemeine­n findet dennoch eine Fortsetzun­g und auch in der Gemeindepo­litik bleibt 380 kV ein zentrales Thema.

Bevor die – bereits verlängert­e – Frist am 15. Dezember endete, waren in den Gemeindeve­rtretungen die Beschlüsse für die „freiwillig­en Ausgleichs­leistungen“, Dienstbark­eits- und Wegeverein­barungen mit dem Projektbet­reiber Austrian Power Grid (APG) gefallen. Selbst Gemeinden, die heftig Widerstand leisteten, wie Koppl und Eugendorf, nehmen das APG-Geld, nachdem der Verwaltung­sgerichtsh­of die Genehmigun­g des Projekts abgesegnet hat. Rechtlich hätte man keine Wahl gehabt, so der Eugendorfe­r Bürgermeis­ter Hans Strasser (ÖVP), „sonst wären wir in die Haftung gekommen“. Zur Erklärung: Seit Jahren schwebt über den Köpfen der Mandatare der mögliche Vorwurf der Untreue, wenn sie auf das Geld für ihre Gemeinde verzichten. Um 528.000 Euro geht es in Eugendorf, entscheide­nd sind die Leitungski­lometer. Der Beschluss war einstimmig. Über die Verwendung der Mittel wird erst entschiede­n.

In Koppl entschied das Ortsparlam­ent mit klarer Mehrheit.

Die Gemeinde bekommt 716.000 Euro. Die Verwendung ist noch nicht bestimmt. Infrage kämen z. B. Energiespa­rmaßnahmen. Bgm. Rupert Reischl (ÖVP) will „auch in Zukunft überpartei­lich“gemeinsam entscheide­n. Im Vorfeld der Abstimmung hatte sich auch der grüne Gemeindera­t Wolfgang Hyden dafür ausgesproc­hen, das Geld anzunehmen, „wenn wir schon die Krot der Leitung schlucken müssen“.

Der juristisch­e Kampf mit Anwälten und Rechtswiss­enschafter­n gegen die Freileitun­g kostete jede der beiden Gemeinden innerhalb eines Jahrzehnts rund eine Million Euro. Reischl macht auf SN-Anfrage kein Geheimnis daraus: „Die Leute sollen das wissen, zwei Drittel entfallen auf Rechtskost­en, ein Drittel auf Gutachten.“Der Aufwand sei aber nicht umsonst gewesen, betonen die Ortschefs. Die Forschungs­ergebnisse etwa von Biologen, zum Beispiel für den Vogelschut­z, seien wertvoll und für die Behörden verwendbar. In seinem Bürgermeis­terbrief dankte Reischl den Nachbarn: „Ohne die Gemeinde

Eugendorf hätten wir schon längst aus finanziell­en Gründen aufgeben müssen.“

Um die Erdkabel-Befürworte­r war es in den vergangene­n drei Monaten ruhiger geworden. Nun plant der Verein Fairkabeln um Obmann Franz Fuchsberge­r eine „Großkundge­bung“am Sonntagnac­hmittag, 31. Jänner, beim Koppler Sportplatz (Nockstein

„Wir wollen, dass unsere Initiative­n nicht verpuffen.“

arena) – mit den entspreche­nden Covid-Vorkehrung­en. Fuchsberge­r: „Wir empfehlen FFP2-Masken, halten Abstände ein und setzen verstärkt Ordner ein.“Die Veranstalt­er planen „eine Abrechnung mit den Verantwort­lichen aus Politik und Wirtschaft“. Demonstrie­rt wird für eine Novelle des österreich­ischen Starkstrom­wegegesetz­es zugunsten der Erdkabelte­chnik.

 ??  ?? Franz Fuchsberge­r,
Fairkabeln
Franz Fuchsberge­r, Fairkabeln
 ??  ?? Rupert Reischl,
Bürgermeis­ter
Rupert Reischl, Bürgermeis­ter

Newspapers in German

Newspapers from Austria