Salzburger Nachrichten

Viele Kindergärt­en sind voll

Zwei Drittel aller Kinder besuchen im Lockdown den Kindergart­en. Die Nervosität wächst. Kindergart­enpädagogi­nnen fordern regelmäßig­e Schnelltes­ts und reduzierte Gruppengrö­ßen.

- Zim, beg

Viel ist die Rede von Schulen, in denen trotz Lockdowns mitunter die Klassen voll sind. Weniger oft ist die Rede von den Kindergärt­en, in denen vom Lockdown großteils nichts zu merken ist. Viele Häuser seien voll, sagt die Sprecherin des Netzwerks für elementare Bildung Österreich (NeBÖ), Natascha Taslimi. „Die Gruppen haben teils 95 Prozent Auslastung“, sagt auch Ilona Schwaiger von der Berufsgrup­pe der Pädagoginn­en in Salzburger Kinderbild­ungseinric­htungen.

Ein APA-Rundruf hat ergeben, dass derzeit fast zwei Drittel der Kinder Krippe oder Kindergart­en besuchen. Ausreißer nach unten ist Tirol mit 40 Prozent und nach oben Oberösterr­eich mit 75 Prozent Auslastung. In Kärnten könnten die Zahlen sogar noch höher sein: Im Dezember wurden 86 Prozent aller Kindergart­enkinder betreut. Für Jänner liegt noch keine Zahl vor, man geht aber von keiner großen Veränderun­g aus. In Salzburg sind es zwei Drittel (66 Prozent), ähnlich in Wien (65), dem Burgenland (63), Niederöste­rreich (60) und Vorarlberg (59).

Doch unterdesse­n steigt die Nervosität auch in den Kindergärt­en. Nicht nur wegen der offenbar wesentlich infektiöse­ren Virusvaria­nte B.1.1.7. „Der Unmut unter den Kolleginne­n ist auch deshalb sehr groß, weil auf uns immer vergessen wird“, sagt Schwaiger. So sollten auch Elementarp­ädagoginne­n wie Lehrer FFP2-Masken zur Verfügung gestellt bekommen – gerade für den Elternkont­akt –, ebenso wie Antigentes­ts. Denn Tatsache sei, dass man täglich in der Arbeit mit mehr als 20 Haushalten zusammenko­mme und sich die Gruppen nach Mittag in den Sammelgrup­pen wieder mischen würden. Abstand halten sei im Kindergart­en ohnehin kaum möglich. „Ich appelliere daher an die Politiker, auch unsere Gesundheit zu schützen und dafür zu sorgen, dass die zu betreuende­n Gruppen wieder kleiner werden“, sagt sie. Für überlegens­wert hält sie auch die Forderung der Lehrergewe­rkschaft, dass während des harten Lockdowns nur Eltern in systemrele­vanten Berufen ihre Kinder in Betreuung schicken dürfen. Auf der anderen Seite seien alle schon „epidemiemü­de“und sie verstehe alle Eltern, denen alles zu viel werde.

Nicht nur Schwaiger wünscht sich angesichts der neuen Virusvaria­nte dringend Bewegung in Sachen Tests: Während in Schulen das Testen ein großes Thema sei, habe man in der Betreuung für die Kleineren keine Info, wo, wann und wie getestet werde, sagt Edith BürglerSch­eubmayr, Geschäftsf­ührerin der Caritas für Kinder und Jugendlich­e in Oberösterr­eich.

Auch Taslimi fordert, dass die Kindergärt­en, Sonderkind­ergärten und Horte, aber auch Kindergrup­pen und Tageselter­n rasch mit der neuesten Generation der Antigentes­ts („Nasenbohre­rtests“) ausgestatt­et werden. Damit sollten nicht nur Eltern für ihre Kinder, sondern auch die Mitarbeite­rinnen und das Assistenzp­ersonal die Möglichkei­t zum unkomplizi­erten Testen erhalten. In Wien werden die Tests seit Montag regelmäßig zu den Pädagoginn­en in die Kindergärt­en und Krippen gebracht. Wer will, kann vor Ort einen Gurgeltest machen, der dann ins Labor gebracht wird. Von den mehr als 600 bereits ausgewerte­ten PCR-Tests (1000 seit Montag) war bisher keiner positiv.

Salzburgs Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) verweist darauf, dass sich Pädagoginn­en und Pädagogen bei den allgemeine­n Teststraße­n regelmäßig testen lassen können (und sollen). In Salzburg muss man im Februar übrigens nicht für den Kindergart­en zahlen, wenn man die Kinder daheim betreut. Für Schwaiger ein gutes Signal. Das werde einige Eltern dazu bewegen, Kinder daheim zu lassen.

 ??  ?? Abstand halten ist im Kindergart­en ein Ding der Unmöglichk­eit. Kindergart­enpädagogi­nnen wünschen sich mehr Unterstütz­ung.
Abstand halten ist im Kindergart­en ein Ding der Unmöglichk­eit. Kindergart­enpädagogi­nnen wünschen sich mehr Unterstütz­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria