Salzburger Nachrichten

Mozart entert Wohnzimmer

Die Salzburger Mozartwoch­e findet Ende Jänner in digitaler Form statt. Künstler wie Cecilia Bartoli oder Daniel Barenboim geben zehn Konzerte, die im Fernsehen oder im Stream zu sehen sind.

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SALZBURG. In gewissen Lebenssitu­ationen kann ein Plan B nicht schaden. Der Lockdown hat Rolando Villazón zum „Plan F“gezwungen, wie der künstleris­che Leiter der Mozartwoch­e am Dienstag bekannt gab. Nach monatelang­em Kampf um Livekonzer­te in Zeiten der Pandemie findet die Mozartwoch­e in digitaler Form statt. Ab Donnerstag werden zehn Konzerte in den Häusern der Stiftung Mozarteum aufgezeich­net, die von 27. bis 31. Jänner auf verschiede­nen Kanälen ausgestrah­lt werden – darunter 3sat, ORF und Arte Concert.

„Musik muss man im Konzertsaa­l erleben“, führte Rolando Villazón aus. „Aber wir müssen klassische Musik auch zu den Menschen bringen. Dafür sind Fernsehen und Streaming fantastisc­h.“Die digitale Mozartwoch­e wird durch eine Kooperatio­n mit dem ORF und der internatio­nalen Produktion­sfirma Unitel ermöglicht. In Anspielung auf den Festspiels­ommer 2020 sagte ORF-Direktor Alexander Wrabetz:

„Ich bin sehr froh, dass von Salzburg aus wieder ein wichtiges Signal für die Musikwelt hinausgeht.“Die ORF-Streamingp­lattform Fidelio überträgt alle zehn Konzerte, weitere 44 Mitschnitt­e von Mozartwoch­en-Konzerten der Vergangenh­eit stehen zahlwillig­en Abonnenten zur Verfügung.

ORF III strahlt die „AbschlussG­ala“mit den Wiener Philharmon­ikern unter der Leitung von Daniel Barenboim am 31. Jänner zur besten Hauptabend-Sendezeit aus. Villazón konnte einen namhaften Überraschu­ngsgast verkünden: Cecilia Bartoli. Als weitere „lebendige Legenden“– O-Ton Villazón – werden Daniel Barenboim und Martha Argerich Klaviermus­ik von Mozart zu vier Händen interpreti­eren.

Rolando Villazón selbst gestaltet das Eröffnungs­konzert an Mozarts Geburtstag aktiv mit. Der Tenor singt Szenen aus Mozarts „Figaro“, Keri-Lynn Wilson dirigiert das Mozarteumo­rchester. Zuvor ertönen 94 Sekunden neuer Mozart, und zwar ein kürzlich entdecktes Klavierstü­ck.

Auch die Camerata wird – unter der Leitung der Dirigentin Giedrė Šlekytė – höchste Mozart-Kompetenz Salzburger Provenienz in die Welt schicken. Aus Deutschlan­d reist das historisch informiert­e Balthasar-Neumann-Ensemble von Thomas Hengelbroc­k an, TVKommissa­rin Adele Neuhauser liest Mozart-Briefe. Die Künstler müssen mit einem negativen Testbesche­id anreisen und werden auch während ihres Aufenthalt­s in Salzburg getestet.

Die Stiftung Mozarteum stemmt die digitale Mozartwoch­e mit rund 20 Prozent eines Festivalbu­dgets in Vor-CoronaZeit­en. Sponsoren und die öffentlich­e Hand tragen das Budget, die Stiftung muss nicht auf Rücklagen zurückgrei­fen.

Für 2022 rechnet Rolando Villazón mit einem Festival im gewohnten Ausmaß von zehn Tagen und „voller Auslastung“. Die digitale Mozartwoch­e könnte jedoch wertvolle Erfahrungs­werte liefern. „Wir glauben, dass die Zukunft der Klassik von Streaminga­ngeboten geprägt wird“, sagte Alexander Wrabetz.

Stream: Mozartwoch­e, 27. bis 31. Jänner, Konzerte auf Fidelio, Arte Concert und medici.tv aufrufbar.

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Überraschu­ngsgast Cecilia Bartoli.

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