Langer Weg: Coronapatienten kämpfen um ihre Genesung
Genesene leiden auch nach überstandener Erkrankung mitunter an Langzeitfolgen. Doch die Plätze für die Rehabilitation sind beschränkt.
Sieglinde Weninger hat am Dienstagvormittag auf einem Ergometer Platz genommen. Die 53-Jährige ist eine von acht Patientinnen und Patienten, die im Salzburger Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin nach einer Covid-Erkrankung darum kämpfen, wieder vollständig zu genesen.
Weninger arbeitet als Pflegerin auf einer Covid-Station im Salzburger Uniklinikum. Am Freitag, dem 13. November, seien auch bei ihr selbst die ersten Symptome aufgetreten, erzählt sie. „Dann bin ich fünf Wochen im Krankenstand gewesen.“Sie habe zwar nicht ins Spital müssen, der Verlauf sei aber im Grenzbereich gewesen. „Der Gang zum WC war schon ein Martyrium.“Kurzatmigkeit, Druckschmerzen in der
Brust, erhöhter Blutdruck: Die Folgen der Erkrankung begleiten die Straßwalchnerin nach wie vor. Vorige Woche hat sie mit der Reha begonnen, „in der Hoffnung, dass es besser wird“.
Typische Langzeitfolgen seien Beeinträchtigungen der Lunge und des Herzens, Abgeschlagenheit und Erschöpfung, schildert Institutsleiter Josef Niebauer. Bei Patienten, die wegen eines schweren Verlaufs länger stationär behandelt worden seien, gehe es auch darum, Muskulatur wieder aufzubauen. Wie viele Patienten nach einem schwereren Verlauf eine Rehabilitation benötigen, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen. Generell rät Niebauer bei einem spürbaren Leistungsabfall im Vergleich zu vor der Erkrankung: „Die Patienten sollten sich mit ihrem eingeschränkten Gesundheitszustand nicht zufriedengeben.“
Darauf verweist auch Sebastian Edtinger, Leiter der Abteilung Physikalische Medizin und Rehabilitation im Kardinal-Schwarzenberg-Klinikum in Schwarzach, wo ebenfalls kürzlich die erste Covid-Rehagruppe mit Therapien
begann. „Patienten, die bei uns auf der Intensivstation waren und starke Limitationen haben, können sich melden.“Wer sonst gut durch eine Erkrankung gekommen sei, für den gebe es „gute Chancen, dass man wieder an seine frühere Leistungsfähigkeit anknüpfen kann“. Wobei Edtinger vor allem bei entlassenen Intensivpatienten
einschränkt: „Das kann man nicht sagen, dass die zu 100 Prozent wieder so werden wie vor der Erkrankung.“
Beide Reha-Ärzte rechnen damit, dass die Zahl der zu therapierenden Covid-Patienten mit Langzeitfolgen in den kommenden Monaten noch deutlich ansteigen wird. „Würde jeder kommen wollen, so würde es deutlich mehr Plätze brauchen“, sagt Niebauer. Denn: „Ambulante Rehabilitation gibt es in Österreich sowieso viel zu wenig.“
Vonseiten der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) heißt es, dass in Österreich schwerpunktmäßig die Rehabilitationszentren in Weyer (OÖ) und Hochegg (NÖ) für die Rehabilitation von Covid-Patienten zur Verfügung stünden. In den Einrichtungen wurden bisher 300 Covid-Patienten behandelt. In Weyer könnten 15 bis 20 Patienten wöchentlich
„Nicht alle werden wieder 100 Prozent erreichen.“S. Edtinger, Rehaleiter Schwarzach
aufgenommen werden, in Hochegg 20 bis 25.
Der Vorsitzende der Salzburger PVA, Klaus Scherer, bestätigt, dass die Kapazitäten derzeit knapp seien. Auch die Plätze der Salzburger Rehaeinrichtungen seien durch die Quarantänebestimmungen eingeschränkt. „Unsere Einrichtungen in Großgmain, Saalfelden und Bad Hofgastein sind in der jetzigen Phase sehr stark nachgefragt.“Großen Handlungsbedarf sieht Scherer aber auch bei der Nachsorge für den psychischen Bereich.
Hier habe man für dieses Jahr bereits Kapazitäten aufgestockt, sagt Andreas Huss, Arbeitnehmer-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse. „Wir genehmigen heuer 300.000 zusätzliche Psychotherapiestunden, wir schaffen 20.000 zusätzliche Plätze, das ist eine Aufstockung von 30 Prozent.“