Salzburger Nachrichten

Umweltanwä­ltin handelt korrekt

- 5201 Seekirchen

Den Artikel „Streit um Hecken und Gräben: Ist Umweltanwä­ltin zu kritisch?“in Ihrem geschätzte­n Blatt vom 11. Jänner 2021 habe ich mit Erstaunen und Verwunderu­ng zur Kenntnis genommen. Als nach wie vor weltweit wissenscha­ftlich tätiger Ökologe kann ich nur bestätigen, dass die Umweltanwä­ltin Dr. Gishild Schaufler völlig korrekt und im Sinne der Erhaltung der Lebensräum­e für die unterschie­dlichsten Organismen in den Flächen der geplanten Flurberein­igungen entscheide­t und handelt.

Denn in der auf- und ausgeräumt­en landwirtsc­haftlich geprägten Landschaft des nördlichen Flachgaus sind Kleinbioto­pe als Trittstein­e für die verschiede­nsten Pflanzen, Tiere und Pilze unbedingt notwendig. Die vorhandene­n Individuen einer Art benötigen eine entspreche­nde Dichte für den Austausch von erworbenen genetische­n Informatio­nen in Hinblick auf die durch den Menschen verursacht­en Stressfakt­oren wie Klimawande­l, Belastung der Lebensräum­e mit Stickstoff­verbindung­en und Mikroplast­ikaerosole­n aller Art und lebensfein­dliche Bewirtscha­ftungsform­en in der Land- und Forstwirts­chaft.

Gerade Gewässer aller Art, Gräben und Strauch- und Baumformat­ionen sind im nördlichen Flachgau so selten geworden, dass die vorhandene Population­sdichte für die Anpassungs­fähigkeit vieler Organismen nicht mehr ausreicht, wie der Artenschwu­nd der Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögel in den vergangene­n Jahren deutlich erkennen lässt. Diese Strukturen sollen der „Melioratio­n“(wirtschaft­liche Verbesseru­ng) zum Opfer fallen.

In den Jahren 2009 bis 2012 wurde der Artenvielf­alt im Gemeindege­biet Neumarkt vom damaligen Bürgermeis­ter Dr. Emmerich Riesner höchste Aufmerksam­keit geschenkt.

Veröffentl­icht wurden die Ergebnisse der Untersuchu­ngen aus den verschiede­nsten Pflanzen-, Tier- und Pilzgruppe­n in der Schriftenr­eihe „SAUTERIA“, Band 20, mit Hinweisen zur Erhaltung und Verbesseru­ng der ökologisch­en Strukturen. Unter dem Motto „Jeder Quadratmet­er naturnahe Fläche zählt“ empfehle ich diesen Band als Informatio­nsquelle für die richtigen Entscheidu­ngen aus Wirtschaft und Politik.

Die Stellungna­hme der Landesumwe­ltanwaltsc­haft ist im Sinne der Erhaltung von Kleinstruk­turen in der Landschaft und Evolution vollkommen richtig und sollte von der Politik entspreche­nd wahrgenomm­en werden.

Univ.-Prof. i. R Dr. Roman Türk

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