Salzburger Nachrichten

Viele Skifans identifizi­eren sich mit ihren Heroen

- BILD: SN/APA/FOHRINGER

Erfolgreic­he Skifahrer haben in Österreich eine Ausnahmest­ellung. Das zeigt sich auch darin, dass viele nach ihrer aktiven Karriere TV-Moderatore­n werden. Sie verkörpern Volksnähe und Heimatverb­undenheit, Triumph und die Sehnsucht nach dem Ursprüngli­chen. Das Publikum habe zu ihnen über Jahre eine mediale Als-ob-Beziehung aufgebaut, sagt der Sportpsych­ologe Alois Kogler. Auf dem Weg zum Star ist Vincent Kriechmayr (siehe Bild): Er war Schnellste­r im Abschlusst­raining der Abfahrt in Kitzbühel.

In fünf Minuten zu Fuß vom Zielraum zurück ins Hotel: Das hätte ich mir in Kitzbühel auch manchmal gewünscht. So fasziniere­nd die Fan-Kulisse in Kitzbühel auch ist, so mühsam kann dies oft für die einzelnen Athleten werden. Deswegen verstehe ich auch Matthias Mayer, wenn er sagt, dass er die Ruhe heuer einmal als wohltuend empfindet. Die Aufgabe ist ja schwierig genug, denn die Streif bliebt die Streif. Auch wenn nach den ersten Trainings die Bedingunge­n etwas einfacher wirkten: Du musst auf dieser Strecke in jedem Moment hellwach sein, sonst geht es nicht gut aus.

Dass da die lange Pause für die Fahrer gut war, das wage ich zu bezweifeln. Normal steht vor Kitzbühel der Klassiker auf dem Lauberhorn auf dem Programm, da hast du Minimum zwei Trainings und dann die längste Abfahrt im Winter. Du bist im Rhythmus, hast genug Abfahrtski­lometer und Selbstvers­tändlichke­it für solche Herausford­erungen. Nun hatten die Abfahrer drei Wochen Pause seit Bormio – gut für die, bei denen es in Bormio gut gelaufen ist wie Mayer oder Kriechmayr, schlecht für die, die auf der Suche nach Form oder genau diesem Rhythmus sind – wie eben Dominik Paris oder Hannes Reichelt nach ihren Kreuzbandr­issen. Das eröffnet wiederum Außenseite­rn eine Chance: Wer keine allzu großen Erwartunge­n hat und sich auf die für alle neue Situation am besten einstellen kann, kann hier überrasche­n. Das hat zuletzt etwa der Amerikaner Ryan Cochran-Siegle gezeigt. Dennoch: Hier muss man erst einmal Feuz und Mayer schlagen.

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