Weniger Urlaub in der Kurzarbeit
Die Gespräche über die nächste Phase ab April laufen. Einige wollen Tabus brechen.
WIEN. Die AUA plant bis ins erste Quartal 2022 Kurzarbeit ein. Der Flughafen Wien setzt darauf, dass die Mitarbeiter auch nach März in Kurzarbeit bleiben können. Noch ist aber nicht klar, wie es Ende März nach dem Auslaufen der staatlichen Zuschüsse für Mitarbeiter weitergeht, die wegen der coronabedingten Betriebssperren oder wegen Umsatzeinbrüchen nichts oder wenig zu tun haben.
Neo-Arbeitsminister Martin Kocher hat bereits Gespräche mit den Sozialpartnern über eine Verlängerung der Coronakurzarbeit begonnen. Zu Wochenbeginn bezeichnete er sie als das „wichtigste Kriseninstrument zum Erhalt der Beschäftigung“. Damit sei eine Million Jobs gerettet worden, sagte Kocher.
Erwartet wird aber, dass die Kurzarbeitszuschüsse ab April nicht mehr ganz so großzügig fließen wie bisher. Die Coronakurzarbeit wurde seit dem Start im März 2020 bereits zwei Mal verändert, die Phase drei läuft noch bis Ende März. Fix scheint zu sein, dass es zumindest für die Tourismusbranche eine Fortsetzung geben wird. Denn laut aktuellem Stand der Lockdown-Regeln kann in der Hotellerie und Gastronomie frühestens im März die Arbeit wieder aufgenommen werden. Und auch dann – zumindest bis zum Sommer – nur in bescheidenem Ausmaß, weil die Touristen aus dem Ausland fehlen.
Branchenvertreter haben bereits erste Wünsche für die nächste Phase der Kurzarbeit deponiert: Bei fortgesetzter Kurzarbeit mit Reduktion der Arbeit auf null Prozent, wie das seit Beginn des zweiten Lockdowns im November möglich ist, sollte das Urlaubsentgelt in die Kurzarbeit integriert werden, fordert die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer.
Derzeit gilt in der Kurzarbeit – selbst bei null Arbeitsleistung – der volle Urlaubsanspruch. Die Kosten dafür bleiben zur Gänze bei den Arbeitgebern, denn im Urlaub entstehen keine staatlich subventionierten Ausfallstunden. Sei das zu Beginn der Krise schwer nachvollziehbar und schmerzhaft gewesen, werde der Aufbau der Urlaubsansprüche jetzt für viele Betriebe zur existenziellen Belastung, sagt Reitterer.
Petra Nocker-Schwarzenbacher, Hotelbesitzerin in St. Johann und Ex-Sprecherin der Touristiker in der Wirtschaftskammer, geht noch weiter. Sie würde eine Anpassung des Urlaubsanspruchs an das Ausmaß der Kurzarbeit begrüßen. „Nicht, wenn ich nur 30 Prozent weniger arbeite, da brauche ich Urlaub, aber bei null Prozent Arbeit sollte man darüber diskutieren“, sagt sie. „Wenn Tausende, die gerade auf null Prozent Kurzarbeit sind, ihre vollen Urlaubsansprüche geltend machen, kommen die Betriebe in Teufels Küche“– nicht nur beim Zeitmanagement nach der Wiedereröffnung. Viele Betriebe hätten in den vergangenen Monaten keine Urlaubszeiten eingetragen, weil das die dringend benötigten Kurzarbeitszuschüsse reduziert hätte. Zum anderen wollten Mitarbeiter keinen Urlaub aufbrauchen, weil sie ohnehin nicht in die Arbeit mussten. Das Ergebnis: „Der Berg und die Kosten für unverbrauchte Urlaube werden immer größer“, betont Nocker-Schwarzenbacher. Der Anteil der Urlaubsansprüche bei den Lohnkosten betrage monatlich acht bis zehn Prozent. In den vergangenen elf Monaten seien die Betriebe aber sechs Monate lang im behördlich verordneten Lockdown gewesen, zuletzt dauerhaft seit vergangenem November.
Auch in anderen Branchen wie dem Handel hat man – nach Abbau der Alt-Urlaube – in vielen Betrieben Urlaubsansprüche seit Beginn der Coronakurzarbeit vor sich hergeschoben. „Das ist ein Thema, das mit der Dauer der Kurzarbeit größer wird“, sagt Bundesspartenobmann Rainer Trefelik. Weiter will er sich nicht äußern – wohl wissend, dass jede Form von Kürzung von Urlaubsansprüchen oder Urlaubsentgelt in Österreich von der Arbeitnehmerseite ohnehin abgelehnt wird. Eine zusätzliche staatliche Abgeltung der Urlaubszeiten halten Experten für unwahrscheinlich, weil die Kosten der Kurzarbeit bereits enorm sind.