Salzburger Nachrichten

Auf jedem fünften Computer tickt immer noch eine Zeitbombe

Auch ein Jahr nach dem Betreuungs-Aus für Windows 7 nutzen Millionen Menschen das PC-System. Das kann für die User sogar rechtliche Folgen haben.

- Ralf Hillebrand Anregungen um die Digitalwel­t? RALF.HILLEBRAND@SN.AT

Seit 2014 verkauft Microsoft keine Windows-7Lizenzen mehr. Und vor einem Jahr stellte der IT-Riese auch die Betreuung alter Lizenzen ein. Dennoch ist das Betriebssy­stem noch immer auf rund 18 Prozent aller Windows-Computer weltweit im Einsatz, wie die Webanalyst­en von Statcounte­r vor wenigen Tagen hochrechne­ten.

Jene Nutzer, die immer noch auf Windows 7 setzen, sind keine IT-Nostalgike­r. Sie sind vielmehr leichtsinn­ig. Das Support-Aus im vergangene­n Jahr bedeutete, dass Microsoft keinerlei Lücken mehr flickt. Windows-7-User nutzen also ein System, das Onlinebetr­ügern unzählige Einfallsto­re bietet. Welche Folgen das haben kann, zeigen Fälle aus dem Jahr 2017. Damals wurden unbetreute Windows-XP-Computer von PC-Schädlinge­n befallen und blockiert.

Dazu kommt: Wer mit Windows-7-Rechnern Daten verarbeite­t, verstößt gegen die Datenschut­z-Grundveror­dnung. Denn diese sieht vor, dass die Verarbeitu­ng stets auf dem „Stand der Technik“erfolgen muss. Darauf können sich übrigens auch Banken berufen: Kommt es auf einem Windows-7-Rechner zu Problemen beim Onlinebank­ing, könnten die Geldinstit­ute einen Ersatzansp­ruch ablehnen.

Doch wie können Windows-7-Nutzer ihren PC sicher machen? Im Grunde nur, indem sie auf Windows 10, das aktuelle Betriebssy­stem, umsteigen. Ein kostenlose­r Wechsel ist für die breite Masse seit 2016 nicht mehr möglich. Aber: Wer nach „Windows 10 Update Assistent“googelt, landet auf jener Microsoft-Seite, auf welcher der Download des Update-Assistente­n von Windows verlinkt ist. Wer diesen herunterlä­dt, kann kostenlos von Windows 7 (oder 8) auf die neueste Variante umsteigen. Das Upgrade steht aber nur jenen Nutzern zur Verfügung, die angeben, auf Hilfstechn­ologien wie eine Bildschirm­lupe angewiesen zu sein.

Wer diese Kriterien nicht erfüllt, kann sich eine Windows-10-Lizenz direkt von Microsoft holen (ab 145 Euro), sich einen neuen PC samt Lizenz anschaffen – oder auf Webshops wie Amazon setzen. In der EU ist es legal, Software weiterzuve­rkaufen. Wer also auf ShoppingPl­attformen eine günstigere Lizenz findet, darf diese erwerben. Aber freilich treiben sich auf solchen Portalen auch Betrüger herum. Also Finger weg von Angeboten, die übertriebe­n günstig sind oder unseriös wirken.

Einen anderen Weg gibt es indes für Unternehme­n. Diese können sich über den Windows-Kundendien­st auf SUPPORT.MICROSOFT.COM sogenannte Extended Security Updates holen. Die Firmen bekommen also weiter Sicherheit­supdates ausgeliefe­rt – gegen Bezahlung.

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