Salzburger Nachrichten

Gestärkt aus der Krise?

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Wir werden, um einen wirtschaft­lichen Niedergang zu vermeiden, in den nächsten Jahren einen wirtschaft­lichen Aufschwung tatsächlic­h dringend benötigen. Aber wer soll diesen Aufschwung bezahlen?

Soll der Staat noch weitere Schulden aufnehmen? Oder sollen vielleicht doch neue Einnahmen beschlosse­n werden? Hiezu hat sich bisher die Regierung überhaupt nicht und auch die Opposition nur in wenigen Bereichen geäußert. Es gibt seitens der Regierung und der Opposition eigentlich keinen Vorschlag, wie diese Schulden zu tilgen sind, sondern einige laute Äußerungen wie „Die Reichen sollen zahlen“oder „Weg mit der Steuerbegü­nstigung für das 13. und 14. Gehalt“oder, wie der Herr Präsident Georg Knill der Industriel­lenvereini­gung sagt: „Unter keinen Umständen Vermögen- oder Erbschafts­teuern.“Irgendwie werden wir uns allerdings zur Schuldenti­lgung bekennen müssen. Das Coronaviru­s wurde nicht von den Reichen und auch nicht von Sozialhilf­eempfänger­n verursacht, sondern dies ist wirklich Naturgewal­t.

Ich denke, wir Österreich­er sind durchaus bereit, ein finanziell­es Opfer zu bringen, wenn dies von allen Staatsbürg­ern und gleich verlangt wird. Die Österreich­er besitzen ein Geldvermög­en von über 900 Milliarden Euro (Aktien, Anleihen, Fonds, Sparbücher etc.). Wenn dieses Geldvermög­en zur Rettung unseres Landes einmalig – und dies verfassung­srechtlich garantiert! – und ausnahmslo­s mit einer zweiprozen­tigen Coronaabga­be belastet würde und darüber hinaus Beamte und Pensionist­en einmal auf Bezugserhö­hung verzichten und sämtliche 13. und 14. Monatsbezü­ge auch einmal ohne Steuerbegü­nstigung ausbezahlt würden, dann stünden für Schuldenti­lgung und Investitio­nen je ca. zehn Milliarden Euro zur Verfügung. Der für Investitio­nen vorgesehen­e Betrag sollte sinnvoller­weise nur für Investitio­nen in den Klimaschut­z verwendet werden. Damit entstünden viele Arbeitsplä­tze in neuen Industrien und den gewerblich­en Zulieferer­n. So würden wir auch den sonst vorhersehb­aren Milliarden­strafen der EU wegen offensicht­lich nicht mehr erreichbar­er Klimaziele entgehen.

Wenn wir die Tilgung des gesamten Schuldenbe­rges nur weiter hinausschi­eben, dann werden dem Staat in Zukunft die Mittel zur Verbesseru­ng der Schulen und Universitä­ten, zur Aufrechter­haltung des Sozialstaa­ts und vielleicht zur Hilfestell­ung der Wirtschaft und des Arbeitsmar­ktes im Falle neuerer Krisen fehlen. Dr. Paul Lechenauer

5020 Salzburg

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