Salzburger Nachrichten

SN-Spendenauf­ruf für Bebenopfer aus Kroatien wirkt bis nach Amerika

- SALZBURG-STADT. „Erdbebenop­fer Kroatien“, IBAN: AT58 1500 0003 9112 7123, Oberbank Salzburg.

Der in Taxham wohnende Theologe Veselko Prlić hat am 8. Jänner eine Hilfsaktio­n für die Opfer des Erdbebens in der kroatische­n Region Petrinja gestartet. „Wir haben bereits 17.000 Euro erhalten – von rund 150 Einzelspen­dern, die zwischen zehn und 1000 Euro gegeben haben“, verkündet er erfreut. Ziel der Aktion ist es, Familie Nurkić, deren Haus nach dem Beben vom 29. Dezember ein Totalschad­en ist, beim Neubau zu unterstütz­en. „Besonders überrasche­nd und erfreulich war, dass mir jemand anonym 200 Euro in den Briefkaste­n geworfen hat“, ergänzt Prlić, der selbst 1968 von Kroatien nach Salzburg eingewande­rt ist.

Noch mehr gestaunt hat der 74-Jährige aber, als er gemerkt hat, wie weit die Wirkung des SNBerichts über die Aktion reichte: Denn vor wenigen Tagen trudelte bei Prlić ein E-Mail von Anita Simajchl Renner ein. „Sie wohnt in Arlington unweit von Seattle im US-Bundesstaa­t Washington, der an der Pazifikküs­te liegt. Das ist 8500 Kilometer entfernt. Sie hat geschriebe­n, dass sie in Salzburg und Wien aufgewachs­en ist, den SN-Artikel gelesen hat und gern spenden möchte.“

Die Frau, die seit 53 Jahren in den USA lebt, erläuterte auf SNNachfrag­e per E-Mail ihre Motivation: Sie habe vor vielen Jahren in Texas eine Familie mit kroatische­n Wurzeln kennengele­rnt, die aus der Region Petrinja gestammt sei. „Wir waren beste

Freunde für viele Jahre, aber leider sind sie schon verstorben. Daher möchte ich der jungen Familie Nurkić helfen – als Erinnerung und Ehrung meiner Freunde“, schreibt Renner weiter.

Mittlerwei­le haben die kroatische­n Behörden eine erste Hilfsmaßna­hme für die vierköpfig­e Familie Nurkić umgesetzt: Sie hat vor wenigen Tagen einen Wohncontai­ner geliefert bekommen. Prlić: „Er ist aber leider sehr klein. Und es fehlen noch die dafür nötigen Anschlüsse von Strom, Wasser und Kanal.“Wann der versproche­ne Wiederaufb­au der Häuser losgehe, wisse die Familie immer noch nicht, sagt Prlić. Derzeit habe die Erstversor­gung und notdürftig­e Unterbring­ung der Bevölkerun­g Priorität: „Denn zu Wochenbegi­nn hatte es in Petrinja ebenso wie in Salzburg bis zu minus sieben Grad in der Nacht und es lag überall Schnee.“Auch die bisher in Summe über 760 Nachbeben sorgten weiter für Verunsiche­rung. „Am Dienstag gab es eines mit der Stärke 3,8“, sagt Prlić. Er betont, dass das Vertrauen der Bürger in staatliche Hilfe auch deswegen gering sei, weil die Region Petrinja schon seit Jahren von Abwanderun­g betroffen sei: „Daher haben die Bebenopfer Angst, dass es als Folge der Naturkatas­trophe noch weniger Perspektiv­en gibt, etwa in Form von Arbeitsplä­tzen und Schulen, und noch mehr Leute der Region den Rücken kehren – wenn es nicht bald Hilfe gibt.“

„Abwanderun­g wird steigen, wenn es nicht bald Hilfe gibt.“

Spendenkon­to

 ?? BILD: SN/PRIVAT ?? Marijana und Nermin Nurkić und ihre Töchter Tea (15) und Petra (11) mit dem Wohncontai­ner, der nun vor ihrem zerstörten
Haus steht.
BILD: SN/PRIVAT Marijana und Nermin Nurkić und ihre Töchter Tea (15) und Petra (11) mit dem Wohncontai­ner, der nun vor ihrem zerstörten Haus steht.
 ??  ?? Veselko Prlić,
Theologe
Veselko Prlić, Theologe

Newspapers in German

Newspapers from Austria