Zum zweiten Mal sind es 1200 Jahre her
Wenn ein Weg auf der Festung Hohensalzburg beginnt, braucht man zunächst keinen Wegweiser. Aus dem Burghof führt sowieso nur ein Weg. Daher ist die erste Tafel des Arnowegs an der ersten Gabelung. Auch hier kann man nichts verfehlen: Nach rechts wie links ist’s richtig. Denn der Rundweg von
1200 Kilometern über Königssee, Maria Kirchental und die Lammeröfen endet hier wieder.
Das Schild ist fleckig und zerbeult, trotzdem bietet das kommende Wochenende die ehrwürdigste Gelegenheit, es zu befolgen: Am 24. Jänner ist der Todestag des ersten Salzburger Erzbischofs Arno. Er starb 821.
Zum Arnoweg fügt sich dieser Gedenktag doppelt: Erstens sind die Wegweiser die einzig öffentlich sichtbaren Erinnerungen an diesen Staats- und Kirchenmann, der nach dem Sturz Tassilos III., der ihn 785 als Nachfolger Virgils zum Bischof geweiht hatte, die Bedeutung Salzburgs gerettet und sogar ausgebaut hat: Dank guter Kontakte zum Frankenkönig und späteren Kaiser Karl dem Großen sowie zu Papst Leo III. erwirkte Arno 798 die Gründung des Erzbistums sowie eines Metropolitanverbands, in dem die Bistümer von Freising, Neuburg, Passau, Regensburg und Säben (später Brixen) dem Salzburger Erzbischof unterstanden.
Zweitens verdoppelt sich mit einer Wanderung – auch auf Teilstrecken wie Irrsdorf–Mattsee oder von Maria Plain zur Salzach und auf die Festung – die Zahl 1200: Der Arnoweg wurde 1998 zum 1200-Jahr-Jubiläum der Erzdiözese eingerichtet; und an diesem Wochenende ist Arnos 1200. Todestag.
Mit Arno sei Salzburg geistliche Metropole Bayerns geworden – wie Reims in Frankreich und Canterbury in England, erläutert der Historiker Herwig Wolfram. Als Metropolit sei Arno geistliches Oberhaupt Bayerns gewesen – als Gegenpol zur weltlichen Herrschaft in Regensburg. Er sei sogar als persönlich Beauftragter Karls des Großen eine Zeitlang – gemeinsam mit Audulf – so etwas wie Landeshauptmann von Bayern gewesen.
Ein weiteres Verdienst war der Abschluss der Karantanenmission: Arno etablierte die Salzburger Verwaltungsstruktur bis zur Draumündung. Zudem förderte er die Schreibschule und hatte Herwig Wolfram zufolge mit etwa 300 Büchern eine damalige „Riesenbibliothek“.