Ein Klick führt jetzt zur Kunst
Obwohl die Galerien für Besucher geschlossen sind, werden neue Ausstellungen eröffnet: Virtuelle Rundgänge sind nicht nur für Sammler interessant.
SALZBURG. Ein kurzer Klick auf das grüne Pfeilsymbol, und man gelangt in den nächsten Raum. Fast wie in einem Videospiel können sich Besucher beim digitalen Spaziergang durch die Galerie bewegen und die Bilder an der Wand durch weitere Klicks im Detail betrachten. Und schon beim virtuellen Besuch der neuen Ausstellung von Maria Moser, den die Galerie Welz auf ihrer Homepage anbietet, wird die impulsive Farbigkeit sichtbar, mit der die österreichische Malerin ihre Gemälde gern auflädt.
Beim echten Lokalaugenschein entfalten die Werke freilich noch einmal eine andere Intensität. „Wir arbeiten bevorzugt mit Künstlerinnen und Künstlern, die eine sehr starke persönliche Handschrift haben“, sagen die Galeristen Martin Kelz und Hubert Lendl. Seit 1985 sind Mosers Arbeiten, in denen meist elementare Kräfte walten, im Programm
der Galerie. Die achte Ausstellung ist ihr seit vergangener Woche gewidmet. Erstmals sind ihre Arbeiten dabei nur online zu sehen. Wann sie auch für den analogen Besuch zugänglich sein werden, hängt von der Entwicklung der Coronamaßnahmen ab.
Als Möglichkeit, um Besuchern trotz geschlossener Galerietüren den Zutritt zur Kunst zu ermöglichen, habe sich der virtuelle Rundgang seit dem Vorjahr bewährt, sagt Martin Kelz. „ Sammler können sich so auch aus der Entfernung einen Gesamteindruck verschaffen.“Auf der Homepage der Galerie Welz ist aktuell auch eine Sammelschau unter dem Titel „Jahresrückblick 2020“digital erkundbar.
In der Salzburger Galerie Ruzicska hängen seit dieser Woche ebenfalls neue Werke an den Wänden. Am Dienstag hat die Ausstellung „One of Many Epilogues“mit jüngsten Arbeiten des finnischen Künstlers Niko
Luoma begonnen. Der Zutritt ist freilich auch in der Faistauergasse vorerst nur digital möglich. Auf Facebook, Instagram und der Homepage der Galerie sind Raumansichten und Werke zu sehen. „Mit dem ersten Lockdown 2020 haben wir auch begonnen, zu jeder Ausstellung ein Video zu produzieren, das nähere Einblicke
ermöglicht“, erzählt Kuratorin Katja Mittendorfer. Das erste Video sei noch spontan mit der Handykamera entstanden, „mittlerweile betreiben wir dafür viel Aufwand“. Nächste Woche soll es auch eine Videoeinführung zu Niko Luoma geben. Er sei zum vierten Mal mit einer Ausstellung präsent, aber jedes Mal wieder ganz neu zu entdecken: „Mit jeder Serie entwickelt er sich stark weiter.“Nur eines bleibe gleich: Als Fotokünstler interessiere ihn der Prozess der Bildentstehung in der analogen Fotografie, „also das Schreiben mit Licht auf ein Material“, sagt die Kunsthistorikerin. In seinen „Adaptions“näherte er sich berühmten Werken der Kunstgeschichte mithilfe vielschichtig überlagerter Belichtungen. Für seine neueste Serie „Pictures“habe er zuerst Negative mit den Grundfarben Rot, Grün und Blau (sowie Gelb oder Orange) belichtet und die Ergebnisse dann digital zu großformatigen Werken „gefaltet“.
Bis März ist die Schau anberaumt. Sie aufzuschieben, bis die Galerien wieder öffnen, sei keine Alternative: „Auch Künstler arbeiten ja lange auf das Datum hin. Und mit Sammlern haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich durchaus digital gern ein Bild von neuen Arbeiten machen, wenn sie mit dem Werk eines Künstlers bereits vertraut sind.“
„Die Künstler arbeiten ja ebenso auf ein Datum der Eröffnung hin.“