Neue Probleme mit Impfstoff-Lieferungen
AstraZeneca will angeblich im März nur 600.000 statt zwei Millionen Impfdosen liefern. Damit würden die Impfziele in weite Ferne rücken.
Schlechte Nachrichten von AstraZeneca, jenem britischschwedischen Pharmakonzern, von dem Österreich die mit Abstand größte Menge an Impfdosen bestellt hat: Im ersten Quartal könnte mit nur 600.00 Impfdosen lediglich ein Drittel der erhofften Menge von zwei Millionen Dosen geliefert werden. Das wäre ein massiver Rückschlag für Österreichs Impfplan, der schon zuletzt etwas in Wackeln kam, bisher aber vorsah, dass bis Ende März alle über 65-Jährigen geimpft sind.
Dem Vernehmen nach wurden der Impfkoordinator des Bundes und die Koordinatoren in den Bundesländern per Videokonferenz von AstraZeneca-Vertretern über die mögliche Reduktion des Lieferumfangs informiert, meldete die APA. Am Abend bestätigte das Unternehmen in einem der APA übermittelten Statement: „Während es keine geplante Verzögerung für den Lieferbeginn unseres Impfstoffs gibt - sollten wir die Zulassung in Europa erhalten - werden die anfänglichen Volumina aufgrund reduzierter Erträge der Impfsubstanz an einem Produktionsstandort innerhalb unserer europäischen Lieferkette geringer ausfallen als ursprünglich erwartet.“
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) reagierte empört, eine einseitige Lieferreduktion sei inakzeptabel. Und weiter: „Zugesagte Liefermengen müssen eingehalten werden. Gleichzeitig zeigt diese mögliche Entwicklung, wie wichtig es war, dass Österreich in den vergangenen Wochen große zusätzliche Mengen an Impfstoff von Biontech/Pfizer im Rahmen des EUBeschaffungsprogramms eingekauft hat.“
Mit der Zulassung des in Großbritannien bereits eingesetzten
Impfstoffs von AstraZeneca durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA wird am kommenden Freitag gerechnet. Fraglich ist, ob es – wie bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna – eine Zulassung für alle Altersgruppen (außer Kinder) geben wird oder – vorerst – nur eine Teilzulassung für Erwachsene unter 55. Die genannte Begründung: Der Konzern habe keine/zu wenige Daten über die Wirksamkeit der Impfung bei Älteren vorgelegt. Sollte sich die EMA am Freitag nur für eine Teilzulassung des AstraZeneca-Impfstoffs aussprechen, würde das Österreichs Impfplan so oder so über den Haufen werfen, weil Jüngere vorgezogen werden müssten. Sollte nun auch noch der Lieferumfang drastisch sinken, wäre das die zweite Hiobsbotschaft.
Nicht rund lief es zuletzt auch mit dem Nachschub des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Wegen einer Produktionsumstellung musste die wöchentlich gelieferte Menge um 20 Prozent reduziert werden. Für Österreich bedeutete das – jedenfalls in der laufenden Woche – nur 50.400 statt der vereinbarten 63.000 Dosen. Der Rückstand, hieß es, werde aber bald wettgemacht werden können. Österreich hat 3,8 Millionen Impfdosen bei Biontech/Pfizer nachbestellt, die Lieferung wird sich aber bis ins vierte Quartal ziehen.
Die von der Europäischen Union beschafften Impfstoffe wirken nicht alle gleich: Die größte Wirksamkeit wird den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna beschieden. Sie schützen zu mehr als 90 Prozent vor der Erkrankung. Der gemeinsam mit der Oxford University entwickelte AstraZeneca-Impfstoff wirkt, wie es heißt, zu 70 Prozent. Auch die Kosten für die Impfstoffe sind unterschiedlich. Eine Dose von Moderna kostet die EU 18 Euro, eine Dose von Biontech/Pfizer zwölf Euro und eine AstraZenecaDose 1,78 Euro. Diese Daten stammen von der belgischen Politikerin Eva De Bleeker, die die Verträge einsehen konnte.
Zulassung für Impfstoff soll kommende Woche erfolgen