Salzburger Nachrichten

Wenn Details bedeutend werden

- MICHAEL.SMEJKAL@SN.AT

Es war wohl der Pandemie und dem Glücksgefü­hl, dass man überhaupt noch Weltcupver­anstalter findet, geschuldet, dass sich alle im Skizirkus nach dem gestrigen Schreckens­sturz mit Kritik zurückgeha­lten haben. Obwohl man schon nach dem ersten Training den extraweite­n Zielsprung angesproch­en hat. Der stand nicht zum ersten Mal im Mittelpunk­t – oder wie es Hannes Reichelt so treffend formuliert hat: Es geht in Wellen. Nach wilden Stürzen kommt die Reduktion, dann geht es wieder weit. Das grundlegen­de Problem: Es ist ein Sprung, der es grundsätzl­ich in sich hat. Wird dann die Strecke schneller oder kommt Rückenwind dazu, dann wird der Satz grenzwerti­g. Im Skispringe­n kann man im Notfall eine Luke hinunterge­hen, in der Abfahrt hat man die Möglichkei­t nicht.

Daneben muss man sich bald eine andere Grundsatzf­rage stellen: Dass man die Streif als TVShow aufbereite­t, ist okay – aber das macht man schon zu lange auf Kosten von Sicherheit und Fairness. Das Startinter­vall in Kitzbühel beträgt mittlerwei­le 2:40 Minuten. Samt den TV-Werbepause­n hätte das Rennen der besten 30 auch ohne Unterbrech­ung fast eineinhalb Stunden gedauert, am Freitag waren es knapp drei Stunden. In der Zeitspanne verändern sich Sicht- und Schneeverh­ältnisse komplett. Mit anderen Worten:

Die Nummer 1 findet eine andere Strecke als die Nummer 31 vor.

Das alles klingt nach dem Sturz von Kryenbühl wie ein Abarbeiten an Details – ist es aber nicht.

Denn es sind jene Details, die eine Abfahrt, die ohnedies schon an der Grenze ist, regelmäßig über diese hinausschi­eben.

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Michael Smejkal

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