Wenn Details bedeutend werden
Es war wohl der Pandemie und dem Glücksgefühl, dass man überhaupt noch Weltcupveranstalter findet, geschuldet, dass sich alle im Skizirkus nach dem gestrigen Schreckenssturz mit Kritik zurückgehalten haben. Obwohl man schon nach dem ersten Training den extraweiten Zielsprung angesprochen hat. Der stand nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt – oder wie es Hannes Reichelt so treffend formuliert hat: Es geht in Wellen. Nach wilden Stürzen kommt die Reduktion, dann geht es wieder weit. Das grundlegende Problem: Es ist ein Sprung, der es grundsätzlich in sich hat. Wird dann die Strecke schneller oder kommt Rückenwind dazu, dann wird der Satz grenzwertig. Im Skispringen kann man im Notfall eine Luke hinuntergehen, in der Abfahrt hat man die Möglichkeit nicht.
Daneben muss man sich bald eine andere Grundsatzfrage stellen: Dass man die Streif als TVShow aufbereitet, ist okay – aber das macht man schon zu lange auf Kosten von Sicherheit und Fairness. Das Startintervall in Kitzbühel beträgt mittlerweile 2:40 Minuten. Samt den TV-Werbepausen hätte das Rennen der besten 30 auch ohne Unterbrechung fast eineinhalb Stunden gedauert, am Freitag waren es knapp drei Stunden. In der Zeitspanne verändern sich Sicht- und Schneeverhältnisse komplett. Mit anderen Worten:
Die Nummer 1 findet eine andere Strecke als die Nummer 31 vor.
Das alles klingt nach dem Sturz von Kryenbühl wie ein Abarbeiten an Details – ist es aber nicht.
Denn es sind jene Details, die eine Abfahrt, die ohnedies schon an der Grenze ist, regelmäßig über diese hinausschieben.