Die Woche der alten Herren
Man muss im Leben Abstriche machen. Genau das hat sich der Lehrling in Zeiten wie diesen gedacht – und sich zum CoronaSchnelltester ausbilden lassen.
Gleich zwei Rekorde wurden diese Woche im Weißen Haus gebrochen: Mit dem 74-jährigen Donald Trump zog der miserabelste US-Präsident aller Zeiten aus. Und mit dem 78-jährigen Joe Biden zog der älteste Amtsinhaber ins Weiße Haus ein – ein Rekord, den bislang Ronald Reagan innegehabt hatte.
Es war, könnte man sagen, die Woche der alten Herren. Und das nicht nur in den USA. In Uganda ließ sich vor wenigen Tagen der 76-jährige Quasi-Diktator Yoweri Museveni in seine sechste Amtszeit hineinwählen, um gleich danach einen 38-jährigen Rapper namens Bobi Wine, der ihn bei der Wahl herausgefordert hatte, unter Hausarrest zu stellen. Nicht viel besser erging es Alexei Nawalny, dem momentan populärsten Kritiker des ewigen Wladimir Putin. Nawalny wurde, nachdem er den Giftanschlag des russischen Geheimdiensts überlebt hatte, gleich bei der Einreise in seine Heimat wieder hinter Gitter gesteckt.
In Deutschland ging es beim ersten digitalen Parteitag der Christdemokraten nicht ganz so hart zur Sache. Doch auch dort drehte sich alles um Männer im fortgeschrittenen Alter – für den Parteivorsitz standen ausschließlich Herren der Altersgruppe 55 plus zur Wahl.
Wobei der Vollständigkeit halber erwähnt sei: Der am längsten regierende Monarch ist momentan kein Mann, sondern eine Frau: die 94-jährige Queen Elizabeth II. Sie ist immerhin seit 68 Jahren an der Macht – damit hat sie den Rekord ihrer Ururgroßmutter, Queen Victoria, schon vor fünf Jahren gebrochen.
Was allerdings nicht heißt, dass das lange Regieren bis ins hohe Alter immer eine Freude ist. 68 Jahre – so lange regierte hierzulande einst Kaiser Franz Joseph I. Und was musste der „ewige Kaiser“und längstdienende Habsburger in seinem langen Kaiser-Leben nicht alles erdulden: Nicht nur, dass er permanent Kriege verlor und seine Völker aufbegehrten. Es gab da auch noch etliche kaiserlich-familiäre Herausforderungen zu stemmen. Bruder Maximilian wurde als ungeliebter Kaiser von Mexiko erschossen, Bruder Ludwig Viktor, genannt „Luziwuzi“, geisterte mit Vorliebe in Frauenkleidern herum. Und Gemahlin Sisi weilte lieber auf Korfu, wo sie dichtete: O König Wiswamitra, O welch’ ein Ochs bist du! Und dann musste sich Franz Joseph noch über den selbstherrlichen Neffen und Thronfolger Franz Ferdinand ärgern. So regierte der Kaiser lieber selbst bis zum Ende – schließlich hatte er eine Mission: „Meine Aufgabe als Kaiser ist es, meine Völker vor ihren gewählten Politikern zu schützen.“
Auch Langzeitherrscherin Maria Theresia hatte es während ihrer 40-jährigen Regentschaft nicht immer lustig. Von Beginn an musste sie mit einem kriegshungrigen Flötenspieler namens Friedrich II. von Preußen Krieg führen. Nebenbei machten ihr die Kinder Kummer – vor allem die verwöhnte Marie Antoinette,
die zwar erfolgreich an den französischen Thronfolger vermittelt worden war, aber ebendort jahrelang keinen Nachwuchs vorweisen konnte. Weshalb die Mutter Thronfolger Joseph in Paris Nachschau halten ließ, der schließlich feststellte: Schwester und Schwager seien im Bett „ausgemachte Stümper“. Doch auch der zynische und freche Joseph reizte seine Mutter bis aufs Blut, was diese schließlich zur Feststellung veranlasste: „Zwischen uns waltet ein böses Verhängnis, mit dem besten Willen verstehen wir uns nicht.“
Während die große Habsburgerin in ihren letzten Jahren kaum noch Gefallen fand an der Welt, ließen sich andere die Freude am Herrschen durch nichts und niemanden nehmen – wie Simbabwes Langzeitführer Robert Mugabe, der am liebsten in alle Ewigkeit regiert hätte und der einmal meinte: „Nur Gott, der mich ernannt hat, wird mich abwählen können.“Ein Satz, der auch von Donald Trump stammen könnte.