Salzburger Nachrichten

Bleibt bald der Impfstoff über?

Sich impfen zu lassen ist eine persönlich­e Entscheidu­ng. Und wie es aussieht, fällt sie immer öfter negativ aus.

- ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SN.AT Alfred Pfeiffenbe­rger

Impfen, impfen, impfen. Seit Monaten wird die Bevölkerun­g darüber informiert, dass die Coronapand­emie nur so besiegt werden kann und nur so ein normales Leben wieder möglich sein wird. Ein Leben mit Wirtshaus, Konzert und Urlaub. Durchaus zu Recht. Impfen ist, so wie bei vielen anderen Infektions­krankheite­n auch, wohl die beste Möglichkei­t, ein Virus unter Kontrolle zu bringen. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass Impfen immer eine sehr persönlich­e Entscheidu­ng ist. Immerhin können dabei Nebenwirku­ngen auftreten. So wie bei vielen Medikament­en. Der Unterschie­d ist nur: Medikament­e bekommen Menschen, die an einer Krankheit leiden, Impfungen Menschen, die eigentlich gesund sind.

Die persönlich­e Abwägung der Vor- und Nachteile wird dem Einzelnen nicht leicht gemacht. In den vergangene­n Wochen gab es zahlreiche Berichte über Nebenwirku­ngen und sogar Todesfolge­n bei einzelnen Impfstoffe­n – und das nicht in dubiosen Internetfo­ren. Von der European Medicines Agency (EMA) bis zu den Gesundheit­sbehörden in den einzelnen Staaten machten sich viele darüber Gedanken. Im Grunde kamen sie zu demselben Ergebnis: Der Impfstoff, in dem Fall von AstraZenec­a, ist sicher und hochwirksa­m und der Nutzen übersteigt das Risiko deutlich. Ja und dann? Dann wurde der Einsatz des

Impfstoffs eingeschrä­nkt. In Großbritan­nien soll er nicht mehr an unter 30-Jährige verimpft werden, in Deutschlan­d nicht mehr an unter 60-Jährige, in Frankreich nicht mehr an unter 55-Jährige. In Österreich wird hingegen jeder geimpft, wenn auch vermehrt über Nebenwirku­ngen aufgeklärt werden soll. Speziell mit dem Hinweis auf nach Impfungen aufgetrete­ne Sinusvenen­thrombosen. Eine Krankheit, die vor einigen Wochen wohl 99 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er unbekannt war.

Bei diesem Bild braucht sich dann niemand mehr zu wundern, dass in Salzburg etwa nur etwas mehr als 40 Prozent der Personen, die im Schulberei­ch tätig sind, das Impfangebo­t annahmen. Übrigens: Auch im Pflegebere­ich hielt sich die Begeisteru­ng mit etwa 60 Prozent in Grenzen. Wenn schon Personengr­uppen, die bei der Impfung vorgezogen wurden, weil sie besonders gefährdet sind, den Stich verweigern, dann kann man sich vorstellen, wie das bei denen wird, die sowieso nicht mit einem besonderen Risiko behaftet sind. Hält diese Skepsis an, dann wird wohl bald nicht mehr darüber diskutiert, dass der Impfstoff knapp ist, sondern dass es keine Nachfrage nach ihm gibt. Keine guten Aussichten.

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