Salzburger Nachrichten

Bayern ist wieder FC Hollywood

Nach dem matten 1:1 gegen Union Berlin und vor dem Champions-League-Gipfel bei Paris Saint-Germain brodelt es gewaltig beim FC Bayern. Thomas Müller appelliert: „Die Glut löschen.“

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Der FC Bayern ist alarmiert. Im Kampf gegen den drohenden K. o. in der Champions League und im schwelende­n Konflikt zwischen Trainer und Sportvorst­and mahnten Manuel Neuer und Thomas Müller eindringli­ch mehr Ruhe an. „Die Nebengeräu­sche sind nicht schön“, bemängelte Kapitän Neuer vor dem Viertelfin­al-Rückspiel bei Paris Saint-Germain. „Ein bisschen mehr Ruhe drumherum wäre auf jeden Fall gut für uns.“Für seinen Vertreter Müller zählte zwar einzig das „Weiterkomm­en“am Dienstag, aber alle täten auch gut daran, „ein bisschen die Glut zu löschen“.

Bei einem Aus im Alles-odernichts-Spiel gegen Kylian Mbappé, Neymar und Co., in dem der Titelverte­idiger ein 2:3 aus dem Hinspiel drehen will, droht aber ein größerer Brand beim Fußball-Rekordcham­pion. Gefühlt vergeht derzeit kein

Tag ohne Ärger beim FC Bayern. Oder sollte man angesichts filmreifer Szenen besser sagen: FC Hollywood? „Meinen Sie, mir macht das Ganze Spaß?“, entgegnete Trainer Hansi Flick genervt, als er auf Neuers Wunsch nach mehr Ruhe angesproch­en wurde. Ins Detail ging der 56-Jährige am Wochenende nach dem 1:1 einer Bayern-Notelf gegen Union Berlin nicht. Angesproch­en auf seine Zukunft oder Sportvorst­and Hasan Salihamidž­ić, leitete er wie angekündig­t mit „nächste Frage“weiter. Salihamidž­ić gab gar keine Interviews.

Der angespannt­e Sportvorst­and strich sich besorgt durch den Bart, als Kingsley Coman nach rund einer halben Stunde behandelt und zur Pause ausgewechs­elt wurde. Der Schlag auf dessen Wadenbeink­öpfchen endete nach erster Einschätzu­ng von Flick, der am Samstag ohne neun Stars mit Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i an der Spitze auskommen musste, glimpflich. Ausfälle für das Viertelfin­al-Rückspiel befürchtet­e Flick auch nicht bei Jérôme Boateng (Knieproble­me) und Jamal Musiala (Wadenkrämp­fe), der mit fast schon tänzerisch­er Eleganz für die verdiente BayernFühr­ung gesorgt hat (68.).

Zwar schüttelte­n Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß und Präsident Herbert Hainer („Die müssen auch kein Liebespaar sein, aber wichtig ist, dass sie profession­ell zusammenar­beiten für den Erfolg“) oben auf der Tribüne enttäuscht nach dem zweiten nicht gewonnenen Heimspiel nacheinand­er die Köpfe, aber der von sieben auf fünf Punkte geschrumpf­te Vorsprung des Tabellenfü­hrers auf RB Leipzig störte nicht großartig. Ein K. o. in der Königsklas­se würde die Bayern deutlich härter treffen, der Machtkampf zwischen Flick und Salihamidž­ić dürfte weiter an Dynamik gewinnen. Und das nur sieben Monate nachdem der mit sechs Titeln in einem Jahr dekorierte FC Bayern durch den Endspielsi­eg gegen PSG glückselig auf dem Gipfel thronte ...

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Bayern-Trainer
BILD: SN/AFP Zunehmend genervt: Hansi Flick. Bayern-Trainer

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