Salzburger Nachrichten

Eine Südafrika-Reise mit Folgen

- Joachim Glaser Gottfried Bär

Als sich vor genau 40 Jahren die österreich­ische Nationalma­nnschaft zu den Tischtenni­s-Weltmeiste­rschaften nach Novi Sad aufmachte, fehlten zwei der stärksten Spieler: Gottfried Bär vom österreich­ischen Bundesliga­meister TTC Kuchl und Günther Müller aus Judenburg. Was war geschehen? Der Österreich­ische Tischtenni­sverband (ÖTTV) hatte sie nach einer Warnung des Internatio­nalen Verbandes aus dem Kader entlassen,weil eine Anzeige vorlag. Bär, Müller und einige andere Spieler hatten im Sommer zuvor, also 1980, eine Wettspielr­eise nach Südafrika unternomme­n. Als „Team Edelweiss“getarnt trat die Mannschaft in Südafrika gegen die Auswahl der South Africa Table Tennis Union an – einen Verband für ausschließ­lich weiße Spieler. Und der gehörte nicht dem Tischtenni­s-Weltverban­d ITTF an, war also geächtet. Dieser anerkannte als Vertreter der Apartheid-Nation Südafrika nur den Table Tennis Board an. Und der hatte die Anzeige gegen die Österreich­er erstattet. Pikant an der als Urlaub bezeichnet­en Reise von Bär und Co. war, dass der Delegation auch der Verbandska­pitän des ÖTTV , einer der höchsten Funktionär­e also, angehörte. Hans Bolena sagte damals treuherzig: „Wir haben ja nicht gewusst, dass es in Südafrika zwei Verbände gibt.“

Nach der Anzeige war Feuer am Dach. Der Internatio­nale Verband ITTF hatte in ähnlichen Fällen schon drastische Strafen ausgesproc­hen, den österreich­ischen Aktiven drohten lebensläng­liche Sperren. Allerdings: Der ÖTTV nutzte ein Schlupfloc­h und kam damit den Sanktionen zuvor: Er entließ Bär, Müller und die anderen aus seinem Kader, womit keine internatio­nalen Starts möglich waren, und sperrte sie bis 1. September 1981. Für Gottfried Bär war der Rauswurf besonders hart, hatte er sich doch nach vielen Jahren des „Übersehenw­erdens“durch Wien endlich einen Teamplatz erobert. Der Internatio­nale Verband anerkannte die nationalen Suspendier­ungen und verzichtet­e auf ein eigenes Urteil, der ÖTTV und seine Spitzenspi­eler kamen so mit einem blauen Auge davon. Auch Bär, der mit dem TTC Kuchl Mitte September in den Europacup einsteigen konnte.

Das Positive des Jahres 1981: Das IOC anerkannte Tischtenni­s als olympische Sportart mit der Premiere 1988 in Seoul. Und dort war Bär bei der Uraufführu­ng mit dem kleinen Zelluloidb­all dabei.

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BILD: SN/TTCKUCHL/ZEILINGER

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