Die Patienten kehrten zurück
In der ersten Welle der Pandemie mieden viele Österreicher Arztpraxen und Spitäler, obwohl sie schwer krank waren. In der jetzigen Welle ist das nicht mehr der Fall.
In der ersten Welle der Pandemie mieden viele Österreicher Arztpraxen und Spitäler, obwohl sie schwer krank waren. Jetzt ist das nicht mehr der Fall.
WIEN, SALZBURG. Die Patienten haben keine Scheu mehr davor, in Zeiten von Corona zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 verzichteten viele Bürger, auch wenn sie massive gesundheitliche Probleme hatten, auf medizinische Hilfe, dies ist nun nicht mehr der Fall. Das bestätigt die Primaria der Universitätsklinik für Medizin II an den SALK, Uta Hoppe. Sie war es, die vergangenes Jahr als eine der Ersten auf dieses Problem aufmerksam gemacht hatte. Hoppe sagte damals, dass die Zahl der Patienten, die wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus kämen, um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen sei.
Aber nicht nur in den Krankenanstalten gab es ein deutliches Minus an Patienten. Auch bei den niedergelassenen Ärzten war das der Fall. So gab es etwa bei der Vorsorgeuntersuchung Rückgänge von mehr als zehn Prozent.
Ein Blick auf das Budget der Österreichischen Gesundheitskasse zeigt ebenfalls, dass weniger Leistungen in Anspruch genommen wurden. War im August 2020 bei der Sozialversicherung noch ein Minus von 558 Millionen Euro für das Jahr prognostiziert worden, so wurde schließlich fast ausgeglichen bilanziert. Einfach deshalb, weil die Kasse weniger Honorare an niedergelassene Ärzte und Therapeuten zahlen musste, da es weniger Behandlungen gab.
Das scheint nun aber alles vorbei zu sein. „Die Zahlen haben sich auf das übliche Niveau eingependelt“, sagt Hoppe. In der ersten Welle seien viele nicht ins Spital gegangen, weil sie Angst gehabt hätten, sich zu infizieren, oder weil sie das Spital nicht belasten wollten. Nach einem Jahr Pandemie und den Erfahrungen, die man gemacht habe, wüssten viele, dass sie diese Ängste nicht haben müssten. Außerdem haben Politik und Mediziner verstärkt darauf hingewiesen, dass es massive gesundheitliche Auswirkungen haben kann, wenn man bei akuten Beschwerden keine Hilfe sucht. Die Notfallversorgung in den Spitälern sei auf jeden Fall gesichert, wurde immer wieder beteuert.
In anderen Krankenanstalten, etwa in denen der Tirol Kliniken, ist die Entwicklung ähnlich. „Die Patientenzahlen sind wieder auf einem halbwegs normalen Niveau“, sagt Pressesprecher Johannes Schwamberger. Die Leute hätten keine Scheu mehr, ins Spital zu kommen.
Auch bei den niedergelassenen Ärzten gibt es diese Entwicklung. Der Obmann der Bundessektion Ärzte für Allgemeinmedizin in der Ärztekammer, Edgar Wutscher, sagt, „dass es viel besser geworden ist, die Patienten haben sich an die Pandemie und wie man mit ihr umgeht, gewöhnt“. Dazu habe sicher beigetragen, dass die Arbeit in den Praxen umorganisiert worden sei und Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. „Viele Ärzte vergeben inzwischen konkrete Termine und so kommt es in den Wartezimmern zu keinen Staus mehr, womit die Gefahr, sich zu infizieren, deutlich gesunken ist“, sagt Wutscher.