Salzburger Nachrichten

Die Pflegerefo­rm harrt der Umsetzung

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waren die sozialen und seelischen Kollateral­schäden in allen Altersgrup­pen schon nach kürzester Zeit unübersehb­ar. Das warf eines der vielen Schlaglich­ter auf ein seit vielen Jahren bekanntes Problem: dass es um die psychische Gesundheit­sversorgun­g tatsächlic­h bescheiden bestellt ist.

Der Ausbau der psychosozi­alen Versorgung gehört denn auch zu jenen Projekten, für die Anschober die Vorarbeite­n geleistet hat. Deutlich weiter gediehen sind die Vorarbeite­n für die Pflegerefo­rm, die schon von vielen Regierunge­n angekündig­t, aber nie umgesetzt wurde. Eine Voraussetz­ung für das Gelingen ist, die Synergien zwischen dem Gesundheit­s- und dem Pflegesyst­em zu nutzen. Und zwar so, dass das Pflegeange­bot steigt, das Gesundheit­sangebot aber nicht sinkt. Das fällt viel leichter, wenn sowohl die Sozialagen­den (zu denen die Pflege gehört) als auch die Gesundheit­sagenden (zu denen die Pflege ebenfalls gehört) in die Verantwort­ung eines Zuständige­n fallen und sich nicht auf verschiede­ne Ministerie­n verteilen.

Denn die Kompetenzz­ersplitter­ung im Sozial- und Gesundheit­swesen ist schon so groß genug. In beiden Bereichen geht nichts ohne allergrößt­en Teil reserviert: für die Pensionen, für die Spitäler, fürs Pflegegeld und so weiter. Am ehesten konnten Sozialmini­ster noch über das Arbeitslos­engeld Politik machen – diese Agenden wanderten mit dem Start von Türkis-Grün in ein anderes (ÖVP-geführtes) Ressort. Und seit Corona ist es auch dort mit dem Spielraum vorbei.

Mückstein übernimmt nun von Anschober recht gut eingespiel­te Coronakris­enstäbe. Auch sämtliche – zum Teil lange verwaiste – Spitzenpos­itionen in den Gesundheit­ssektionen sind besetzt. Die Arbeit läuft halbwegs rund. Das war auch dringend notwendig.

Nicht immer war Anschobers Personalpo­litik nachvollzi­ehbar, die Fluktuatio­n in seinem Büro war anfangs enorm. Und das war nicht nur dem plötzliche­n Ausbruch der Coronakris­e geschuldet. Immer wieder hörte man hinter vorgehalte­ner Hand Klagen, dass es der Minister im eigenen Haus an Führungsqu­alität missen lasse. Dass man sich wünschte, er würde intern nur halb so viel kommunizie­ren, wie er es nach außen hin tue. Geschätzt wurde er im Haus trotzdem. Schon allein für sein aufrichtig­es Bemühen bei allem, was er tat.

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BILD: SN/ERNST WEINGARTNE­R / PICTUREDES­K.COM Ein großes Ressort mit begrenzten Möglichkei­ten: das Gesundheit­sund Sozialmini­sterium.

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