Salzburger Nachrichten

Wenn die Polizei Politiker beschützen muss

Rudolf Anschober haben auch die zunehmend aggressive Stimmung und Drohungen zugesetzt.

- Mars

Nicht nur aufgrund der hohen Arbeitsbel­astung während der Coronapand­emie entschloss sich Rudolf Anschober für den Rücktritt. Auch Morddrohun­gen und Anfeindung­en, so erklärte er am Dienstag, hätten ihm zugesetzt. Seit November steht er unter Polizeisch­utz. „Das unbeschwer­te Gespräch in der Öffentlich­keit war für mich damit nicht mehr möglich.“Und damit sei auch eine Quelle seiner Energie nicht mehr da gewesen.

Immer wieder müssen Politikeri­nnen und Politiker von der Polizei bewacht werden, und das nicht nur bei Staatsbesu­chen. Seit dem Terroransc­hlag im November des Vorjahres steht etwa auffällig oft ein Wagen der Eliteeinhe­it Cobra auf dem Ballhauspl­atz. Nach dem Anschlag

will man bewusst Präsenz zeigen. Meist geht die Bewachung von Politikern allerdings wesentlich unauffälli­ger vonstatten. Beamte des Staatsschu­tzes oder eben der Eliteeinhe­it Cobra begleiten dann die Politiker in Zivil. Gibt es konkrete Drohungen gegen Politiker, folgt eine Gefährdung­seinschätz­ung des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g. Je nach Ergebnis werden entspreche­nde Maßnahmen gesetzt. Zum Einsatz kommen dann Staatsschu­tzbeamte, Elitepoliz­isten der Spezialein­heit Cobra, aber auch Beamte

der Landespoli­zeidirekti­onen, etwa zur Objekt- oder Fahrzeugsi­cherung. Wie die Bewachung genau aussieht und wie viele Beamte derzeit dafür im Einsatz sind, darüber schweigt man im Innenminis­terium aus Sicherheit­sgründen, wie es heißt. Zuletzt musste der Innenminis­ter selbst unter besonderen Schutz gestellt werden. Denn nach dem Anschlag war auch die Familie von Karl Nehammer bedroht worden. Doch der Polizeisch­utz kann bei aller Diskretion der Beamten auch belastend sein, denn: „Man ist wirklich sehr lange, sehr eng miteinande­r unterwegs, auch wenn sich die Beamten natürlich im Hintergrun­d halten“, erklärt ein Wiener Polizist und Personensc­hützer, der anonym bleiben will.

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BILD: SN/ALEX HALADA / PICTUREDES­K.COM Die Eliteeinhe­it Cobra zeigt derzeit bewusst im Regierungs­viertel in Wien Präsenz.

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