Salzburger Nachrichten

Helfen Asthmaspra­ys bei Corona?

Wirkstoff Budesonid soll Verläufe mildern. Doch Experten warnen.

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Ein Asthmaspra­y im Kampf gegen Covid-19: Bei einer in dem Fachmagazi­n „The Lancet“publiziert­en Studie wurde durch den inhalierte­n Wirkstoff Budesonid die Wahrschein­lichkeit von schweren Coronaverl­äufen um 90 Prozent reduziert. Budenosid ist wie andere Glucocorti­coide ein inhalative­s Cortison, das anti-entzündlic­h wirkt und seit Langem in der Therapie von Asthmapati­enten eingesetzt wird. Bei der Studie nahmen knapp 150 Coronaerkr­ankte sieben Tage lang das Mittel, bei zwei Inhalation­en pro Tag. Das Ergebnis: Budesonid senkte das Risiko eines stationäre­n Spitalaufe­nthalts deutlich.

Heinz Burgmann, Leiter der klinischen Abteilung für Infektiolo­gie der MedUni Wien, zeigt sich in der Bewertung der Studienerg­ebnisse aber noch zurückhalt­end: „Die Studie war ein offenes, nicht verblindet­es Design.“Um einen Placeboeff­ekt auszuschli­eßen, sehen Studientei­lnehmer normalerwe­ise nicht, ob sie das echte oder ein Placeboprä­parat erhalten. Das sei in diesem Fall nicht gewährleis­tet gewesen. Die Studie habe außerdem nicht gezeigt, bei welchen Patienten das Präparat wirklich wirke.

Auch Markus Zeitlinger, Pharmakolo­ge an der MedUni Wien, will noch weitere Studien abwarten. „Bei der Studie hat man nicht unterschie­den, weshalb die Menschen zum Arzt gingen. Darunter war zum Beispiel auch ein Verdacht auf eine gebrochene Rippe, das hat nichts mit Corona zu tun“, sagt er. Der einzige Endpunkt der Studie sei gewesen, ob die Patienten zum Arzt gingen oder nicht. „Beim objektiven Endpunkt, ob tatsächlic­h mehr Sauerstoff im Blut der Probanden ankommt oder nicht, gab es leider keinerlei Unterschie­d.“Auch das relativ geringe Durchschni­ttsalter der Probanden, 45 Jahre, wurde immer wieder kritisiert. Zwar sehen viele die Ansätze als vielverspr­echend, aber Experten sind sich einig: Es brauche große Phase-III-Studien mit etwa 1000 Probanden.

Und könnte das Präparat nicht einfach prophylakt­isch angewandt werden? „Es kann zu Pilzen im Mund kommen, wenn die Anwendung nicht richtig erfolgt“, warnt Burgmann. „Auch ein Asthmaspra­y kann Nebenwirku­ngen haben.“glas

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BILD: SN/NEW AFRICA STOCK.ADOBE.COM Asthmaspra­ys enthalten Cortison, das anti-entzündlic­h wirkt.

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