Salzburger Nachrichten

Große Protestwel­le, kleine Wirkung

George Floyds Tod hat an der Polizeipra­xis offensicht­lich zu wenig geändert.

- Stephanie Pack-Homolka STEPHANIE.PACK@SN.AT

Millionen Menschen demonstrie­rten nach dem gewaltsame­n Tod von George Floyd vor knapp einem Jahr gegen Rassismus und Polizeigew­alt. Aber haben sie etwas verändert? Eine Untersuchu­ng des Pew Research Center ergab, dass die Zustimmung zur „Black Lives Matter“-Bewegung von Sommer auf Herbst um zehn Prozentpun­kte sank. Und ein Blick nach Minneapoli­s zeigt, dass sich auch in der Polizeipra­xis kaum etwas geändert hat: Am Sonntag erschoss eine Polizistin einen Schwarzen bei einer Kontrolle – nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt, wo jenem Polizisten, der sein Knie auf Floyds Nacken gedrückt hatte, der Prozess gemacht wird.

Selbst wenn es ein „Versehen“war, wie der hiesige Polizeiche­f sagte, wirft der neue Fall gleich mehrere Schlaglich­ter: Offensicht­lich sind nicht einmal in der Stadt des damaligen Vorfalls die Polizisten sensibilis­iert, was überschieß­endes Verhalten gegenüber Schwarzen angeht. Was ihre Ausbildung betrifft, lässt das diesmalige „versehentl­iche“Zücken der Pistole ohnehin Schlimmes erahnen.

Zwar haben zahlreiche US-Städte nach dem Tod von George Floyd reagiert. So wurden die umstritten­en Würgetechn­iken vielerorts verboten. Insgesamt aber wurde das kleinglied­rige Polizeiwes­en in den USA mit all seinen Fehlern zu wenig angetastet.

Ein kleiner Lichtblick: Der nach George Floyd benannte „Justice in Policy Act“hat im März den US-Kongress passiert. Darüber soll unter anderem eine nationale Datenbank für polizeilic­hes Fehlverhal­ten geschaffen und sichergest­ellt werden, dass dieses nicht mit dem Wechsel des Dienstorts quasi verjährt.

Ob das Gesetzespa­ket auch die Mehrheitsh­ürde im Senat nehmen wird, ist aber ungewiss. Vielleicht leistet der jüngste Fall zumindest dafür einen Anschub.

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