Bahntrasse Richtung Brenner: Bayern plant teure Tunnel
Die Deutsche Bahn hat nach fast zehn Jahren Vorlaufzeit nun eine Trasse ausgewählt, wo die für den Ausbau des Bahngüterverkehrs notwendige zweigleisige Zulaufstrecke zur Brennerachse aus dem Norden Richtung Österreich verlaufen soll. Denn schon 2012 hatte sich Deutschland dazu im Vertrag von Rosenheim verpflichtet. Die Entscheidung, die am Dienstag in München online präsentiert wurde, fiel für die teuerste Trasse aus. Sie soll im Rosenheimer Becken in einem Bogen von Norden östlich der Stadt Richtung Süden verlaufen. Von dem 54 Kilometer langen Abschnitt zwischen Ostermünchen/Tuntenhausen nördlich von Rosenheim und der Staatsgrenze bei Kufstein sollen 60 Prozent der Strecke in drei langen Tunneln verlaufen. So soll die Grenze zwischen Deutschland und Österreich im mehr als zehn Kilometer langen Laimingtunnel unterirdisch passiert werden. Auch den von der Autobahn A8 bekannten Samerberg soll die Bahn unterqueren. Die Kosten werden auf sechs bis sieben Milliarden Euro geschätzt, davon entfällt eine Milliarde auf den Abschnitt in Österreich, der gemeinsam mit den ÖBB geplant wird.
Der deutsche Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bestätigte, derzeit gebe es auf der bestehenden Bahnstrecke keinen Engpass. „Aber langfristig brauchen wir einen leistungsfähigen Schienenverkehr für die Alpenquerung.“Das hätten die Szenarien bis 2050 klar gezeigt. Es gehe nicht mehr um „Vielleicht oder Ob, sondern um das Wie“, so Scheuer. Neben Bürgerinitiativen gegen den Bahnausbau hatte auch seine Parteifreundin und Amtskollegin in Bayern, Kerstin Schreyer, bezweifelt, dass der Ausbau der bestehenden Strecke nötig sei.
Matthias Neumaier, Projektleiter für den „Brennernordzulauf“, erläuterte, vor der Trassenauswahl habe es in den vergangenen Jahren rund 200 Veranstaltungen in der Region um Rosenheim gegeben, um die Bürger einzubinden. Ein Beispiel dafür, was an Vorschlägen aufgegriffen wurde, sei die Unterquerung des Inns bei Niederaudorf. Von ursprünglich 110 zur Diskussion gestellten Varianten seien ab 2018 noch fünf Grobtrassen weiterverfolgt worden. Durch die Geologie mit dem Seeton im Bereich Raubling/Kolbermoor seien vier davon in Tunnelbauweise nicht realisierbar. In Sachen Umwelt und Raumverträglichkeit schneide die nun gewählte Trasse klar am besten ab.
An der Tatsache, dass Deutschland hinter Österreich und Italien bei den Planungen für die Ertüchtigung der Brennerachse zwischen Verona und München mit vier Gleisstrecken weit hinterherhinkt, ändert die Trassenfestlegung in Bayern nichts. Die Vorplanung soll bis etwa 2025 dauern, dann muss der Deutsche Bundestag endgültig entscheiden. Doch es ist anzunehmen, dass die weiteren Planungsschritte für den Brennerzulauf auch die Gerichte beschäftigen werden. Die Fertigstellung der Neubaustrecke in Bayern ist derzeit für 2038 anvisiert. Da sollte der in Bau befindliche Brennerbasistunnel – er soll bis Ende des Jahrzehnts fertiggestellt sein – längst in Betrieb sein, auch wenn das von der EU massiv geförderte Projekt ebenfalls in Verzug geraten ist.
„Derzeit gibt es keinen
Engpass auf der bestehenden Strecke, aber es geht um 2050.“