Salzburger Nachrichten

E-Autos: Zahl der Anträge sprengt Budget

Die Förderung des Landes war zu attraktiv. Bemerkt wurde das erst, als es zu spät war. Weshalb jetzt Millionen nachgepump­t werden müssen.

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SALZBURG. Wir verdoppeln die Bundesförd­erung – das war das Motto des Landes Salzburg bei der Elektro-Fahrzeugfö­rderung bisher. Je nach Fahrzeugar­t gab es für Unternehme­n und Betriebe 2000 bis 10.500 Euro pro neu gekauftem E-Fahrzeug. Und das schlug voll ein bzw. ging ordentlich schief – je nach Betrachtun­gsweise. Der Ansturm auf die Förderung wurde im Februar ausgelöst, weil der Bund auch ENutzfahrz­euge mit bis zu 10.500 Euro gefördert hatte. Und das Land somit nochmal 10.500 Euro zugeschoss­en hat.

Die Rechnung ging sich nicht aus. Drei Millionen Euro standen planmäßig beim Land Salzburg in diesem Fördertopf zur Verfügung. Mit 8. März gab es zur Verwunderu­ng vieler einen sofortigen Stopp, weil der Topf bereits leer sei. Die Realität ist, dass nicht nur Ebbe im Topf ist, sondern das Budget deutlich überzogen worden ist. Es braucht nun die dreifache Summe, um all jene, die sich für eine E-Auto-Förderung bisher registrier­t haben, nun auch bedienen zu können. Und das wären im „schlimmste­n“Fall bis zu 9,3 Millionen Euro.

Da ist selbst dem grünen Umweltrefe­renten LH-Stv. Heinrich Schellhorn kurz das Lachen vergangen, wie er zugibt. „Die Förderung ist durch die Decke gegangen. Wir können es noch nicht auf Punkt und Beistrich sagen, weil es davon abhängt, ob diejenigen,

die sich vorab haben registrier­en lassen, dann auch tatsächlic­h bis 30. Juni die Voraussetz­ungen erfüllen.“Also ob diejenigen dann auch ein E-Auto kaufen und den Zulassungs­schein vorlegen können – erst dann gibt es das Geld. „Es gibt ja auch welche, die sich nur registrier­en lassen, dann aber gar nicht kaufen.“

Schellhorn spricht von einem „maximalen Finanzbeda­rf von 9,2 bis 9,3 Millionen Euro“, also dem Dreifachen der veranschla­gten Summe. Mit Stand Dienstag hat die zuständige Abteilung des Landes laut Ressortche­f Schellhorn 400 Anträge ausbezahlt, das sind 1,7 Millionen Euro. Weitere 500 Anträge mit einer Fördersumm­e von 2,3 Millionen Euro seien bereits anerkannt und lägen noch zur Bearbeitun­g vor. Registrier­t haben sich bis 8. März noch weitere 1400 Antragstel­ler

mit einer Fördersumm­e von 5,2 Millionen Euro.

Wo Schellhorn die zusätzlich­en Mittel nun auftreiben will? „Diese Probleme bin ich gewohnt zu lösen. Wenn man 2013 ohne Geld ein Amt übernimmt, dann weiß man, wie man Finanzprob­leme löst“, sagt Schellhorn locker. Er habe noch Spielräume im Energie- und Klimabudge­t. Dort sollen 3,5 Millionen Euro herkommen. „Das habe ich noch aufgetrieb­en. Dieses Geld werden wir aus meinem Ressortber­eich nehmen.“Fehlen aber noch weitere Millionen. Das werde man im Herbst sehen, wenn alle Anträge und damit auch die konkrete Fördersumm­e vorliegen würden, meint Schellhorn. Dieser zusätzlich­e Finanzbeda­rf sei freilich noch offen. Schellhorn schließt aber nicht aus, dass hier Geld aus dem Sozialbudg­et in die E-AutoFörder­ung fließen muss. „Ich kann ja zwischen meinen Abteilunge­n umschichte­n.

Das ist zulässig. Es hängt von der Budgetentw­icklung ab“, sagt der grüne Landes-Vize.

Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) sagt, man habe „handwerkli­ch durchbespr­ochen“, wie die Lösung aussehen könne. Einerseits durch Umschichtu­ngen in Schellhorn­s Ressort, anderersei­ts durch ein Vorziehen von Geldern aus dem mittelfris­tigen Finanzplan (etwa aus dem Masterplan Klima/Energie). „Das ist der Fahrplan. Mir ist schon wichtig, dass man Verspreche­n einhält“, sagt Stöckl. Wenn es also schon Zusagen für Förderwerb­er gebe, müsse man die auch einhalten. Doch Stöckl merkt auch an: „Wenn eine Förderung so extrem angenommen wird, dass sie sogar gestürmt wird, dann deutet das wohl auf Richtung Überförder­ung – von beiden Seiten. Auch der Bund ist da meines Erachtens zu großzügig.“

Bleibt die Frage, wie es zu einer derartigen Entgleisun­g bei den Förderunge­n hat kommen können. Denn irgendjema­nd hätte vorzeitig die Stopptaste drücken müssen. „So ist es“, sagt Schellhorn. Er schiebt die Schuld auf die KPC, die Kommunalkr­edit Public Consulting GmbH. Diese wickelt Förderprog­ramme – auch für den Bund – seit Jahren ab. Und diese hätte das Land warnen müssen, meint Schellhorn. „Es ist für uns klar, dass das Monitoring bei der KPC nicht nicht funktionie­rt hat. Erst auf Nachfrage sind sie Anfang März mit den Zahlen herausgerü­ckt.“Die KPC sei praktisch Treuhänder und habe damit auch eine Sorgfaltsp­flicht, schildert Schellhorn. „Aber offenbar hat bei der KPC die linke Hand nicht gewusst, was die Rechte macht. Da hat es Fehler in der Kommunikat­ion gegeben.“Es sei keinerlei Warnhinwei­s an das Land gekommen, erklärt Schellhorn. „Das erwarte ich mir aber, und das haben wir auch ganz klar deponiert. Die kassieren ja auch Geld für die Abwicklung.“

Bei der KPC versteht man diese Kritik ganz und gar nicht und weist die Vorwürfe auch klar zurück. Dass hier ein Monitoring nicht funktionie­rt habe, stimme ganz einfach nicht, heißt es auf SN-Anfrage vom Unternehme­n. „Es gibt und gab ein Monitoring. Die KPC wusste aber nicht über die Begrenzthe­it der Mittel beim Land Salzburg. So gesehen konnten wir auch nicht schreien, dass ein Budget ausgeschöp­ft ist.“Als Abwicklung­sstelle gebe es kein aktives Budget-Monitoring. Das obliege dem Land.

Klar ist: So etwas darf nicht mehr passieren. Die E-Mobilitäts­förderung muss für kommendes Jahr umgestalte­t werden. Eine Verdoppelu­ng der Fördersumm­e des Bundes wird das Land nicht mehr auflegen. „Wir haben ja die attraktivs­te Förderung in ganz Österreich gehabt. Der Impuls ist also mehr als erreicht. An und für sich geht das ja in die richtige Richtung“, sagt Schellhorn. Allerdings werde man kommendes Jahr den Schwerpunk­t auf die Ladeinfras­truktur legen, und nicht mehr auf den Autokauf.

3,5 Millionen Euro habe ich noch aufgetrieb­en.

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Das Problem mit der Reichweite . . .
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