Salzburger Nachrichten

Cyberkrimi­nelle erpressen erneut große Salzburger Firma

Nach Palfinger und Emco muss sich erneut ein Unternehme­n gegen einen Angriff wehren. Die Täter haben Daten verschlüss­elt und fordern Lösegeld.

- Sendl

ST. JOHANN. Sie verschicke­n E-Mails mit Schadsoftw­are an Firmen, legen deren IT-Systeme lahm und fordern für die Freigabe der Daten Lösegeld. Die Rede ist von Cyberkrimi­nellen, die sogenannte Ransomware bzw. Verschlüss­elungstroj­aner einsetzen.

In der Vorwoche ist ein internatio­nal tätiger Metallvera­rbeiter mit Zentrale im Pongau Opfer einer solchen Attacke geworden. Der Angriff ereignete sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in einem Standort im europäisch­en Ausland. Die Schadsoftw­are legte die Verwaltung und die Konstrukti­onsabteilu­ng lahm. Immerhin soll die Produktion aber seit dem Angriff ungehinder­t weitergela­ufen sein. Die Schadenshö­he ist unklar. Das Unternehme­n, das mehrere Hundert Mitarbeite­r beschäftig­t, wolle sich zu dem Vorfall nicht äußern, bis die Sache ausgestand­en sei, ließ der Eigentümer wissen. Der Schaden sei noch nicht absehbar, heißt es. Dem Vernehmen nach fordern die Erpresser 100.000 US-Dollar in Bitcoin für die Datenfreig­abe. Der Fall liegt beim Bezirkspol­izeikomman­do.

Es ist der dritte größere Fall dieser Art binnen eines halben Jahres. Im Herbst erwischte es den Werkzeughe­rsteller Emco mit Hauptsitz in Hallein-Taxach. Eine Woche lang stand das Werk still. Das Unternehme­n schaffte die Wiederaufn­ahme der Produktion ohne Überweisun­g – die Täter gingen leer aus.

Anders bei Palfinger. Der börsennoti­erte Kranherste­ller aus Bergheim war mit einer Forderung in Millionenh­öhe konfrontie­rt. Wegen des Cyberangri­ffs Ende Jänner standen die meisten der weltweit 35 Werke zehn bis 14 Tage still. Der Konzern zahlte schließlic­h. Wie viel, ist bisher ein gut gehütetes Geheimnis.

Generell raten Kriminalis­ten davon ab, an die Erpresser zu zahlen. „Je nachdem, wie gut die Firma in der Security und ihrem Backup-System aufgestell­t ist, muss sie auf eine Forderung eingehen“, sagt Erhard Friessnik, Leiter des Cybercrime-Competence-Centers im Bundeskrim­inalamt. Bei den Forderunge­n gingen die Täter mittlerwei­le differenzi­erter vor als zu den Anfängen dieser Masche. „Mittlerwei­le schauen sich die Täter an, welchen Fisch sie an der Angel haben.“Mehrere Hundert Fälle gebe es im Jahr – mit einer weitaus höheren Dunkelziff­er.

Im Bundeskrim­inalamt will man in den kommenden Jahren aufrüsten. Direktor Andreas Holzer hat angekündig­t, den Personalst­and im IT-Bereich auf 130 Beamte verdoppeln zu wollen. Auch die Zahl der Experten in den Polizeiins­pektionen soll österreich­weit auf 600 verdoppelt werden. Das solle zumindest eine profession­ellere Annahme von Anzeigen ermögliche­n, sagt Friessnik. „Wir wollen die Qualität in den Bundesländ­ern heben, indem wir die Landeskrim­inalämter und die Bezirke mit IT-affinen Mitarbeite­rn stärken.“

Ob die zusätzlich­en Beamten bei der Ausforschu­ng der Täter etwas werden ausrichten können, ist fraglich. Denn betroffene Firmen kooperiert­en lieber mit externen Experten statt mit der Polizei, heißt es aus Ermittlerk­reisen.

„Täter schauen sich an, welchen Fisch sie an der Angel haben.“

E. Friessnik, Bundeskrim­inalamt

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