Salzburger Nachrichten

Ein 27 Jahre alter Fall kommt nicht zur Ruhe

- Marlene Rainer, Tochter

HEIDI HUBER

THOMAS SENDLHOFER

HOLLERSBAC­H, MITTERSILL. Die Sache liegt 27 Jahre und zum Teil noch länger zurück. Im Jänner 1994 wird am Jochberg in Hollersbac­h Richtung Pass Thurn ein Grundstück verkauft – um 830.000 Schilling für rund 9500 Quadratmet­er. Verkäufer: ein Landwirt. Käufer: ein heute namhafter Bauunterne­hmer im Pinzgau. Was einst Grünland war, wird 1999 in Bauland bzw. Zweitwohns­itzgebiet umgewidmet. Nun sollen beim Projekt Alpschwend­t elf Chalets entstehen.

2017 hat sich eine Rechtsanwä­ltin an die Grundverke­hrsbehörde in Zell am See gewandt. Das Rechtsgesc­häft, so die Argumentat­ion, hätte niemals zustande kommen dürfen. Grünland dürfe nur von Landwirten erworben werden. 2019 und 2020 folgten weitere Ansuchen auf Rückabwick­lung des Kaufs, eines davon gestellt von der Tochter des damaligen Hälfteeige­ntümers, Marlene Rainer. Sie sagt im SNGespräch: „Mein Vater wollte die Sache 2007 am Sterbebett mit Bruno Berger klären. Aber er war nicht mehr erreichbar. Ich bin stutzig geworden, was da los ist, und habe versucht, das aufzuarbei­ten. Und da bin ich auf Ungereimth­eiten gestoßen und habe mir juristisch­e Hilfe geholt.“Wie es damals zum Verkauf des Grundstück­s gekommen sei, schildert Rainer so: Der Unternehme­r sei ständig auf dem Anwesen „herumgesch­lichen“. Ihr Vater sei einmal in finanziell­e Bedrängnis geraten. Berger habe ihm Geld geliehen. Fortan habe ein Schuldsche­in existiert. Später habe ihr Vater etwas unterschri­eben, und dann sei es vorbei gewesen. Berger habe man dann nie mehr gesehen. Doch der Unternehme­r, so ist sich Rainer sicher, habe nie vorgehabt, das als landwirtsc­haftliche Fläche zu nutzen. „Er hat immer gesagt, er braucht Arbeit für seine Arbeiter. Das hat eigentlich jeder gewusst.“

Die Grundverke­hrsbehörde in Zell am See hat – auf Nachdruck der Aufsichtsb­ehörde des Landes – die Prüfung des Falls im Dezember 2020 begonnen. Mehrere Zeugen haben seither ausgesagt. Sie bestätigen im Wesentlich­en Rainers Version. Berger habe auf eine Umwidmung in Bauland spekuliert. Die Grundverke­hrskommiss­ion hat 1987 und 1991 den Kauf des Grundstück­s nicht bewilligt. Begründung: Der Käufer sei „Nicht-Landwirt“. 1994 hat die Bezirksbau­ernkammer Berger dann aber doch die Landwirte-Eigenschaf­t zugesproch­en.

Die Prüfung der alten Akten zieht sich schon seit Monaten, Termine werden immer wieder verschoben. Marlene Rainer sagt, sie habe mittlerwei­le den Glauben an den Rechtsstaa­t verloren, weil die Bezirkshau­ptmannscha­ft das Ganze bewusst verzögere. Der Grund liege wohl auch darin, dass es ein Naheverhäl­tnis zwischen dem Unternehme­r und dem Bezirkshau­ptmann gebe.

Bezirkshau­ptmann Bernhard Gratz wollte nicht Stellung beziehen. Er war trotz mehrfacher Versuche nicht erreichbar und ließ ein E-Mail mit Fragen zu den Vorwürfen und der sich hinziehend­en Prüfung unbeantwor­tet. Zu Letzterer war auch von Mitglieder­n der Grundverke­hrskommiss­ion nichts zu erfragen – Amtsversch­wiegenheit.

Die SN erreichten Bruno Berger senior am Telefon. Er sagt, das Ganze sei bereits x-mal überprüft worden und „Blödsinn“. Natürlich kenne er den Bezirkshau­ptmann,

weil dieser ein Mittersill­er sei. „Da greift man Sachen aus der Luft. Das ist eine Sauerei.“2005 hätten Gemeinde und Land einstimmig befürworte­t, dass die Panoramaba­hn am Pass Thurn gebaut werde. Da seien die Roten (also die SPÖ) auch dafür gewesen. Und ohne Umwidmung hätte man keine Seilbahn bauen können. „Ich war der, der es überwiegen­d ermöglicht hat. Damit einmal etwas geschieht im Oberpinzga­u. Es hat keine Einwände gegeben“, sagt Berger.

Ein Landwirt sei er sehr wohl gewesen. „Ich habe über 20 Jahre Vieh gehalten. Ich habe dort oben auch einen alten Stall umgebaut. Als die Bahn dann gekommen ist, habe ich die Landwirtsc­haft aufgelasse­n.“Außerdem habe er die landwirtsc­haftliche Berufsschu­le in Mittersill besucht und 1987 ein geschlosse­nes Bauernlehe­n gekauft. Zum Ansuchen auf eine Rückabwick­lung des Kaufs meint Berger: „Da ist der Neid einfach zu groß geworden.“Sein Anwalt sagt auf Anfra

„Ich habe den Glauben an den Rechtsstaa­t mittlerwei­le verloren.“

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