Alle Reisen führten über Lofer
Wenn man durch das Zentrum von Lofer geht, fallen die für einen Ort dieser Größe zahlreichen prächtigen Gasthöfe auf. Schweizerwirt, Steinerwirt,
Bräu, Post, Botenwirt, Metzgerwirt: Die meisten sind heute zu, aber jahrhundertelang herrschte hier reger Betrieb.
In Lofer treffen sich die Wege von Salzburg nach Tirol, von Bayern nach Süden und über den Hirschbichl. Es war ein Handelszentrum, wo zum Beispiel im Kashaus sämtliche Käselaibe aus dem Pinzgau vor einem Weiterverkauf nach Bayern eingelagert werden mussten. 1805 plünderten französische und bayerische Soldaten das Kashaus und erstachen den Käseknecht.
40 Kilometer ist Lofer von Salzburg entfernt. Das entsprach vor dem Automobil einer Tagesreise. In Lofer mussten die Reisenden beherbergt und verpflegt, die Pferde gewechselt und Reparaturen erledigt werden. Die Eigentümer des Gasthofs Post, wo die Postmeisterstelle angesiedelt war, mussten immer genügend Pferde bereitstellen.
Kaiser, Könige, Kardinäle und Heere reisten durch Lofer. 1665 zog Kaiser Leopold mit 750 Personen und 1000 Pferden durch. Am 13. Dezember 1769 übernachteten der 13-jährige Wolfgang Amadeus Mozart und sein Vater Leopold auf der Reise von Salzburg nach Italien beim Pfleger von Lofer. Im Revolutionsjahr 1848 kam Kaiser Ferdinand auf der Flucht vor den Aufständischen in Wien vorbei. Auch der ungarische Räuberhauptmann Sándor Rózsa war wohl 1859 da. Er verbrachte auf dem Weg zur Haft auf der Festung Kufstein eine Nacht im Arrest der Fronfeste Lofer. Und 1902 machte das erste Autorennen Paris-Wien in Lofer Station.
Als die Eisenbahnstrecke von Salzburg nach Innsbruck über das Salzachtal gebaut und 1875 eröffnet wurde, war das ein schwerer Schlag für Lofer. Man versuchte, auf Feriengäste umzusatteln. Johann und Michael Stainer, Vorfahren der Unternehmer Arno und Robert Stainer, gründeten 1883 den Verschönerungsverein. Der älteste Bruder Josef aber sah keine Perspektive mehr in Lofer und wanderte 1875 in die USA aus, wo er es zu Wohlstand brachte.