Salzburger Nachrichten

Alle Reisen führten über Lofer

- Anton Kaindl Der Gasthof Post – damals Gasthof zum Löwen – im Jahr 1890. ANTON.KAINDL@SN.AT

Wenn man durch das Zentrum von Lofer geht, fallen die für einen Ort dieser Größe zahlreiche­n prächtigen Gasthöfe auf. Schweizerw­irt, Steinerwir­t,

Bräu, Post, Botenwirt, Metzgerwir­t: Die meisten sind heute zu, aber jahrhunder­telang herrschte hier reger Betrieb.

In Lofer treffen sich die Wege von Salzburg nach Tirol, von Bayern nach Süden und über den Hirschbich­l. Es war ein Handelszen­trum, wo zum Beispiel im Kashaus sämtliche Käselaibe aus dem Pinzgau vor einem Weiterverk­auf nach Bayern eingelager­t werden mussten. 1805 plünderten französisc­he und bayerische Soldaten das Kashaus und erstachen den Käseknecht.

40 Kilometer ist Lofer von Salzburg entfernt. Das entsprach vor dem Automobil einer Tagesreise. In Lofer mussten die Reisenden beherbergt und verpflegt, die Pferde gewechselt und Reparature­n erledigt werden. Die Eigentümer des Gasthofs Post, wo die Postmeiste­rstelle angesiedel­t war, mussten immer genügend Pferde bereitstel­len.

Kaiser, Könige, Kardinäle und Heere reisten durch Lofer. 1665 zog Kaiser Leopold mit 750 Personen und 1000 Pferden durch. Am 13. Dezember 1769 übernachte­ten der 13-jährige Wolfgang Amadeus Mozart und sein Vater Leopold auf der Reise von Salzburg nach Italien beim Pfleger von Lofer. Im Revolution­sjahr 1848 kam Kaiser Ferdinand auf der Flucht vor den Aufständis­chen in Wien vorbei. Auch der ungarische Räuberhaup­tmann Sándor Rózsa war wohl 1859 da. Er verbrachte auf dem Weg zur Haft auf der Festung Kufstein eine Nacht im Arrest der Fronfeste Lofer. Und 1902 machte das erste Autorennen Paris-Wien in Lofer Station.

Als die Eisenbahns­trecke von Salzburg nach Innsbruck über das Salzachtal gebaut und 1875 eröffnet wurde, war das ein schwerer Schlag für Lofer. Man versuchte, auf Feriengäst­e umzusattel­n. Johann und Michael Stainer, Vorfahren der Unternehme­r Arno und Robert Stainer, gründeten 1883 den Verschöner­ungsverein. Der älteste Bruder Josef aber sah keine Perspektiv­e mehr in Lofer und wanderte 1875 in die USA aus, wo er es zu Wohlstand brachte.

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