Salzburger Nachrichten

„Bei mineralisc­hen Baustoffen sind wir der Nahversorg­er“

Moldan-Chef Johann Eder betont, dass Beton, Zement und Gips von der Preisrally­e am Bau wenig betroffen und in puncto Umwelt weit besser als ihr Ruf seien.

- Johann Eder, Geschäftsf­ührer stv

1812 scheiterte Napoleon vor Moskau. 1812 wurde aber auch in Hallein Geschichte geschriebe­n und der Naturgips-Erzeuger Moldan erstmals urkundlich erwähnt. „Gips wurde damals in denselben Mühlen gemahlen wie Getreide, weil er ja pH-neutral ist und auch als Düngemitte­l verwendet wird. 1835 wurde das Gipswerk in die Grabenmühl­e nach Kuchl verlegt“, betont der aktuelle Geschäftsf­ührer der Moldan Baustoffe GmbH, Johann Eder. Eders Familie ist Miteigentü­mer der Salzburger Sand- und Kieswerke (SSK): Sie hat Moldan 2010 übernommen, nachdem der Familienbe­trieb zuvor rund 35 Jahre lang zur Heidelberg­Cement-Gruppe gehört hatte.

Erzeugt werden bei Moldan neben Gips auch Gipsbindem­ittel und Trockenbau­stoffe: „Da reicht die Palette von Mörtel über Estriche bis zu diversen Verputzen. Und wir machen auch Spezialbau­stoffe – wie unseren Spritzund Injektions­beton, der derzeit beim Semmering-Bahntunnel verbaut wird“, erzählt Eder. Beim Gips werde der Hauptteil lose verkauft – an praktisch alle Zementwerk­e in Österreich, die ihn beimengen. „Unser Gipsbindem­ittel geht an andere Baustoffhe­rsteller – darunter auch Mitbewerbe­r, die daraus Fertigputz­e und Fließestri­che machen“, sagt der 38-Jährige. Zudem betreibt Moldan ein Baustoffwe­rk, wo zement-, kalk- und gipsbasier­te Baustoffe hergestell­t werden: „Die werden für den regionalen Markt in Säcken abgefüllt.“

Dem Absolvente­n der MontanUni in Leoben sind aber zwei Dinge wichtig. Erster Punkt ist, dass mineralisc­he Baustoffe wie Zement, Kalk und Gips vom derzeitige­n Preishoch am Bau – Stahl wurde seit Jänner um bis zu 45 Prozent teurer, Bauholz um bis zu 25 Prozent – nur wenig betroffen sind: „Es gab auch beim Gips Preissteig­erungen – aber nur um fünf bis sieben Prozent.“Preistreib­er seien hier externe Faktoren

wie Reparature­n, Investitio­nen, Sprit oder Verpackung­smaterial. Denn aus seiner Sicht müsse eine Lehre aus der Pandemie sein, „dass wir uns lokal möglichst unabhängig machen vom Weltmarkt“. Das sei bei mineralisc­hen Baustoffen bereits der Fall: „Bei Gips, Zement und Beton gab es auch in den Lockdown-Zeiten nie einen Lieferengp­ass. Denn der Transportr­adius bei diesen Baustoffen, zu denen auch Sand und Schotter gehören, beträgt maximal 25 Kilometer. Alles andere rechnet sich nicht.“Daher verstehe Moldan sich auch als Nahversorg­er, wie Eder betont. Warum Bauholz nun so teuer sei, verstehe er nicht: „Es sollte bei allen Baustoffen Herkunftsn­achweise geben, auch bei Holz.“

Für die SSK-Gruppe seien daher dezentrale Steinbrüch­e wichtig: Daher hält man auch am Lidaun-Projekt in Faistenau fest – trotz Kritik aus der Region.

Eders zweiter Punkt ist, dass Gips, Zement und Beton in puncto Ökologie besser seien als ihr Ruf. Denn der Naturgips komme ausschließ­lich aus Steinbrüch­en in St. Koloman, Scheffau und Abtenau. Zudem sei man bei Moldan zuletzt auch beim Brennen – wofür der Gips auf bis zu 400 Grad erhitzt wird – viel effiziente­r geworden: Vorher hat die Firma im Jahr über 20 Gigawattst­unden (GWh) Gas verbrannt, was dem Verbrauch von 1250 Vierperson­enhaushalt­en entspricht. Eder: „Durch die Erneuerung der Brennanlag­e haben wir 2,9 GWh oder fast 15 Prozent im Jahr eingespart.“So sei der CO2-Ausstoß um 243 Tonnen im Jahr reduziert worden. Dafür wurde Moldan mit dem Energy Globe Award ausgezeich­net. Und über den Lebenszykl­us samt Recycling betrachtet, absorbiere Beton 43 Prozent des in der Produktion verbraucht­en CO2 wieder, sagt er.

Wirtschaft­lich ist der Chef von 64 Mitarbeite­rn mit dem Jahr 2020 zufrieden: „Der Umsatz ist trotz des erneuten Lockdowns in Kuchl im Herbst um rund fünf Prozent auf 17 Millionen Euro gestiegen. Und 2021 läuft es bisher ähnlich wie im Vorjahr.“

„Durch die neue Brennanlag­e sparen wir 15 Prozent Erdgas im Jahr.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Johann Eder ist seit 2014 Geschäftsf­ührer von Moldan Baustoffe in Kuchl mit derzeit 64 Mitarbeite­rn.

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