Salzburger Nachrichten

Vulkan in der Karibik brach am 42. Jahrestag aus

Der Bevölkerun­g fehlen Wasser und Strom. Kreuzfahrt­schiffe brachten Bewohner in Sicherheit.

- SN-ham, dpa

Auf den Tag genau nach 42 Jahren brach der Vulkan La Soufrière auf der Karibikins­el St. Vincent Dienstag früh (Ortszeit) erneut aus. Die Aschesäule reichte bis in rund 10.700 Meter Höhe. Wie das Seismic Research Centre der University of the West Indies mitteilte, erzeugt der Vulkan nun 200 bis 700 Grad Celsius heiße Ascheund Schmutzstr­öme. In den nächsten Tagen sei mit weiterem Ascheregen zu rechnen, dieser dürfte Auswirkung­en auf St. Vincent und die Nachbarins­eln haben, hieß es.

Nachdem der Vulkan am Freitag erstmals explosions­artig ausgebroch­en war, fehlt es der gesamten Bevölkerun­g nach UNO-Angaben an sauberem Wasser und Strom. Zudem seien rund 20.000 Menschen obdachlos geworden, erklärte UNO-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag einer Mitteilung zufolge. Im Norden der Insel hinderten Asche und Lava die Menschen daran, ihrer Arbeit nachzugehe­n – etwa als Bananenbau­ern. Die Vereinten Nationen hätten Vorräte an Wasser und Hygieneart­ikeln mobilisier­t, der Zugang zu St. Vincent sei jedoch eingeschrä­nkt, hieß es.

Bevor der Vulkan am Freitag ausbrach, waren unterirdis­che Erschütter­ungen festgestel­lt worden, die darauf hindeutete­n, dass sich Magma zur Erdoberflä­che bewegte. Bereits am Donnerstag hatte die Regierung des Inselstaat­s St. Vincent und die Grenadinen mit der Evakuierun­g der Roten Zone um den Vulkan begonnen. In der Nacht auf Montag gab es zum wiederholt­en Mal eine „riesige“Explosion, wie das Erdbebenre­cherchezen­trum UWI auf Trinidad mitteilte. Mit Stand vom Sonntag kam es laut Mitteilung des UNO-Nothilfebü­ros OCHA alle 1,5 bis drei Stunden zu Erschütter­ungen am Vulkan. Es sei wahrschein­lich, dass es in den kommenden Tagen weitere Explosione­n und Ascheregen in ähnlichem oder größerem Ausmaß als bisher gebe, hieß es schon zu dem Zeitpunkt.

St. Vincent, die Hauptinsel des Staates St. Vincent und die Grenadinen, hat etwa 100.000 Einwohner. Gut 3500 Menschen wurden nach UNO-Angaben in 85 Notunterkü­nften aufgenomme­n. Auch in mehr als der Hälfte der Unterkünft­e herrsche Mangel an Wasser und anderen Dingen des Grundbedar­fs.

In weiten Teilen der Insel war am Wochenende starker Ascheregen gefallen. 30 Dörfer wurden laut UNO evakuiert. Zwei Kreuzfahrt­schiffe wurden eingesetzt, um Bewohner der Gefahrenzo­ne in Sicherheit zu bringen. Andere Karibiklän­der boten Hilfe an. Aus Venezuela brachte ein Schiff Hilfsgüter.

Die britische Regierung sagte eine Unterstütz­ung von 200.000 Pfund zu, umgerechne­t rund 230.000 Euro – das sagte Premiermin­ister Ralph Gonsalves in einer im Internet live übertragen­en Pressekonf­erenz am Dienstag. Die Caribbean Disaster Emergency Management Agency (CDEMA) richtete am Dienstag Spendenkon­ten ein.

Der 1178 Meter hohe La Soufrière ist der einzige aktive Vulkan auf St. Vincent. Bei einem Ausbruch waren 1902 etwa 1500 Menschen ums Leben gekommen. Die derzeitige vulkanisch­e Aktivität begann nach Angaben des Katastroph­enschutzes im Dezember. Der Vulkanolog­e und Direktor des University of the West Indies Seismic Research Centre, Richard Robertson, erklärte bereits am Montag in einer Presseinfo­rmation, dass die anhaltende­n Eruptionen von der Stärke her jenen im Jahr 1902 ähnelten.

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BILDER: SN/AP/AFP (2) La Soufrière speit Feuer und Asche. Für die Bevölkerun­g eine enorme Belastung.
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