Salzburger Nachrichten

Aktenstrei­t als Volksverhö­hnung

- MARIAN.SMETANA@SN.AT

Die Reise in das juristisch­e und politische „Neuland“(Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen) zur Ausfechtun­g des Aktenstrei­ts zwischen Opposition und Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) im Ibiza-U-Ausschuss hat sich zu einer Odyssee entwickelt. Auch nachdem der Verfassung­sgerichtsh­of (bereits im März) recht klar festgestel­lt hat, welche Daten Blümel an den Ausschuss liefern muss, der Bundespräs­ident den Finanzmini­ster zuerst ermahnen musste und schließlic­h die Herbeischa­ffung der Akten durch eine Richterin des Straflande­sgerichts anordnete, steht wieder Aussage gegen Aussage in der Frage, ob der türkise Finanzmini­ster alle Akten geliefert hat. Am Ende bleiben die Bürgerinne­n und Bürger ratlos zurück. Und das zwei Tage vor dem letzten Befragungs­tag im Ibiza-U-Ausschuss, zu dem übrigens keine Auskunftsp­erson erscheinen will.

Es drängt sich die Frage auf, ob die Regeln im U-Ausschuss zu unklar sind, sodass sich der Ausschuss auf Nebenschau­plätze konzentrie­rt und die staatliche­n Institutio­nen vom Bundespräs­identen abwärts beschäftig­en muss.

Die nächste Frage: Warum schafft eine Richterin in zwei Wochen etwas, das ein Ministeriu­m in zwei Monaten nicht schafft? Nämlich die angeforder­ten Akten nach Aussortier­ung der privaten Unterlagen rasch zu liefern.

Und die vielleicht wichtigste Frage: Warum muss man einen Minister erst mit allen Mitteln dazu bringen, Akten für die Aufklärung durch die Volksvertr­eter zu liefern?

Für die Opposition wohl genügend Stoff für eine Neuauflage des Ibiza-U-Ausschusse­s.

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Marian Smetana

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