Salzburger Nachrichten

Lockdown über Nacht, aber Klimaschut­z geht nicht?

Die Politik muss sofort handeln. Dass sie das kann, hat die Pandemie gezeigt. Wo sind die Klimapläne, die wir im August anfangen umzusetzen?

- Karin Zauner KARIN.ZAUNER@SN.AT

Starkregen fällt häufiger und heftiger. Die Erderwärmu­ng hat Unwetter, wie wir sie dieser Tage mit dramatisch­en Auswirkung­en etwa in Hallein und noch viel zerstöreri­scher Wucht in Deutschlan­d erlebt haben, wahrschein­licher gemacht. Das ist keine Glaubensfr­age, sondern Physik. Mehr warme Luft nimmt mehr Feuchtigke­it auf. Wenn oben mehr ist, fällt das irgendwann auch runter. Unten bleiben dann Tote, zerstörte Existenzen, Milliarden­kosten für Staat und Privatpers­onen liegen.

Der Schock bei den Politikeri­nnen und Politikern sitzt tief. Selbst Politiker wie CDU-Kanzlerkan­didat Armin Laschet, der sich mit dem Thema Klimaschut­z schwertut, sagen nun zum Klimawande­l: „Den müssen wir hier und weltweit schneller und konsequent­er bekämpfen. Das Klima gewährt keinen Aufschub.“

Den Aufschub haben sich die Politiker lange genug selbst gewährt, damit wollten sie Wirtschaft und Industrie schonen und haben im Endeffekt auch ihnen mehr geschadet als geholfen. Viele Politiker wollen die Klimakrise gerne als etwas darstellen, das über Nacht gekommen ist. Ist es nicht. Was wir jetzt so drastisch vor Augen geführt bekommen, ist seit Jahrzehnte­n bekannt.

Und was hören wir jetzt von Österreich­s Politikern? Sie reden von finanziell­en Hilfen für die Betroffene­n

– ein Gebot der Stunde – und sind schnell bei Schuldzuwe­isungen bezüglich mangelnden Hochwasser­schutzes – ein politische­r Fehltritt.

Wo sind die Landeshaup­tleute und Landesräte, die nicht auf den Bund, die EU oder das im Klimaschut­z weitgehend untätige China verweisen, sondern sagen „Wir müssen hier und sofort handeln“? Wie wäre es mit Plänen, für die man sich innerhalb eines Jahres Ziele steckt und mit deren Umsetzung noch im August begonnen wird? Das ist nicht utopisch und nicht naiv. Denn seit eineinhalb Jahren erleben wir in Österreich und weltweit, dass von einem Tag auf den anderen Grundfeste­n unserer Gesellscha­ften eingerisse­n wurden. Innerhalb weniger Tage wurde Österreich zugesperrt, unfassbare Milliarden­summen über Nacht für Hilfen beschlosse­n.

Warum sollte es dann in Salzburg unmöglich sein, innerhalb eines Jahres den Bus- und Zugverkehr so zu verbessern und zu attraktivi­eren, dass ihn mehr Menschen nutzen können? Warum werden Fördermitt­el für alternativ­e Energien nicht aufgestock­t, wenn Bürgerinne­n und Bürger hier selbst schon investiere­n wollen? Aufgewühlt­e Bürgerinne­n und Bürger hören: Kommt da endlich rasch Fundamenta­les?

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