Salzburger Nachrichten

Versuchska­ninchen in einem gefährlich­en Experiment

- Katrin Pribyl AUSSEN@SN.AT

Es gleicht einem Wahnsinn: Der Pandemie wurde in England de facto ein Ende gesetzt – bei 50.000 Coronainfe­ktionen am Tag. Bald könnte es auf der Insel 100.000 oder gar 200.000 Fälle täglich geben. Denn zwar genießen mehr als zwei Drittel aller Erwachsene­n den vollen Impfschutz, aber das Virus verbreitet sich vor allem in der jungen Bevölkerun­g. Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren sind noch völlig ungeschütz­t. Dass sie ebenso unter Long Covid leiden können, wird genauso ignoriert wie die Tatsache, dass sich angesichts solcher Fallzahlen impfresist­ente Mutanten entwickeln könnten.

Leider hat sich der libertäre Flügel der Tory-Partei durchgeset­zt. Die Hinterbänk­ler dieses Anti-Restriktio­nen-Lagers scharren – meist ohne Sinn oder Verstand – schon lange ungeduldig mit den Füßen.

Leider ist es das Volk, das die Folgen ausbaden muss, weil Politik die Wissenscha­ft übertrumpf­t. Experten hatten empfohlen, das Ende der Maßnahmen zumindest um einige Wochen zu verschiebe­n, um noch mehr Briten vollständi­g immunisier­en zu können. Es wäre der richtige Schritt gewesen.

Stattdesse­n fährt die Regierung eine leichtsinn­ige Strategie, die sich rächen könnte, auch über die Grenzen des Königreich­s hinaus. Wird Großbritan­nien zu einer Bedrohung für die Welt? Viele Briten fühlen sich verständli­cherweise wie Versuchska­ninchen in einem gefährlich­en Experiment.

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