Versuchskaninchen in einem gefährlichen Experiment
Es gleicht einem Wahnsinn: Der Pandemie wurde in England de facto ein Ende gesetzt – bei 50.000 Coronainfektionen am Tag. Bald könnte es auf der Insel 100.000 oder gar 200.000 Fälle täglich geben. Denn zwar genießen mehr als zwei Drittel aller Erwachsenen den vollen Impfschutz, aber das Virus verbreitet sich vor allem in der jungen Bevölkerung. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind noch völlig ungeschützt. Dass sie ebenso unter Long Covid leiden können, wird genauso ignoriert wie die Tatsache, dass sich angesichts solcher Fallzahlen impfresistente Mutanten entwickeln könnten.
Leider hat sich der libertäre Flügel der Tory-Partei durchgesetzt. Die Hinterbänkler dieses Anti-Restriktionen-Lagers scharren – meist ohne Sinn oder Verstand – schon lange ungeduldig mit den Füßen.
Leider ist es das Volk, das die Folgen ausbaden muss, weil Politik die Wissenschaft übertrumpft. Experten hatten empfohlen, das Ende der Maßnahmen zumindest um einige Wochen zu verschieben, um noch mehr Briten vollständig immunisieren zu können. Es wäre der richtige Schritt gewesen.
Stattdessen fährt die Regierung eine leichtsinnige Strategie, die sich rächen könnte, auch über die Grenzen des Königreichs hinaus. Wird Großbritannien zu einer Bedrohung für die Welt? Viele Briten fühlen sich verständlicherweise wie Versuchskaninchen in einem gefährlichen Experiment.