Impfgegner randalieren auf Zypern
Militante Impfverweigerer verwüsten einen Fernsehsender, weil er die Coronamaßnahmen der Regierung unterstützt.
NIKOSIA. „Draußen brennt es und es sind Menschen ins Gebäude eingedrungen“, sagte der sichtlich schockierte Moderator des zyprischen Fernsehsenders Sigma während der Liveübertragung der Abendnachrichten: „Wenn die Polizei uns hört, bitte tun Sie etwas!“Zu diesem Zeitpunkt brannten bereits mehrere Autos von Mitarbeitern des Senders. Sie waren mit Molotowcocktails in Brand gesetzt worden. Wenig später verwüstete ein wütender Mob auch das Foyer sowie Teile der Redaktionsräume.
Journalisten fürchteten um ihr Leben, weil sie in den Augen der militanten Impfgegner die Maßnahmen der zyprischen Regierung zur Bekämpfung des Coronavirus unterstützen. Konkret geht es um den sogenannten Save Pass, den ab Dienstag alle Einwohner Zyperns mit sich führen müssen, die am öffentlichen Leben teilnehmen möchten. Mit dem Dokument wird eine vollständige Impfung, ein negativer Coronatest oder eine überstandene Covid-Erkrankung bestätigt. Der Nachweis muss etwa bei Restaurantbesuchen, aber auch bei Behördengängen vorgelegt werden. Nur so, argumentiert die Regierung, könne die Gesundheit aller Bürger effektiv geschützt werden.
Bereits am Sonntagnachmittag waren rund 2000 Demonstranten vor den Präsidentenpalast in Nikosia gezogen. Sie forderten den Rücktritt von Präsident Nikos Anastasiades. Bei den Protestierenden handelt es sich um eine Mischung aus religiösen Eiferern und Impfgegnern, aber auch Randalierern aus der links- und rechtsextremen Szene. Sie kritisieren die Coronamaßnahmen und die teilweise Impfpflicht, die mittlerweile auf Zypern gilt. So müssen beispielsweise Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitssektor geimpft sein, andernfalls werden sie ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestellt.
Dass mit der Einführung des „Save Pass“Druck auf die Impfgegner ausgeübt wird, ist offensichtlich. Sie stehen jetzt vor der Wahl, sich impfen zu lassen oder sich alle 72 Stunden einem Coronatest zu unterziehen, der ab August kostenpflichtig ist. Wer in Zypern ohne den „Save Pass“erwischt wird, muss bis zu 500 Euro Strafe bezahlen.
Die Infektionszahlen auf der östlichen Mittelmeerinsel waren zuletzt dramatisch angestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist am Montag auf den europäischen Spitzenwert von 779 gestiegen.