Eine Rivalität in der Königsklasse erlebt neuen Höhepunkt
Der Crash von Silverstone zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen erhitzt im Formel-1-Zirkus die Gemüter.
Auch lange nach dem Grand Prix von Großbritannien gibt es im Formel-1-Zirkus nur ein Thema: Der Unfall zwischen den beiden WM-Kontrahenten Max Verstappen und Lewis Hamilton erhitzt weiter die Gemüter. War das Verhältnis der beiden TopPiloten zueinander im bisherigen Saisonverlauf von gegenseitigen Respektsbekundungen geprägt, ist nach dem Unfall von Silverstone in der ersten Runde das Tischtuch zwischen den Rivalen zerschnitten, Giftpfeile fliegen kreuz und quer.
Red-Bull-Pilot Verstappen meldete sich noch am Sonntagabend auf seinen Social-Media-Kanälen zu Wort. Zuvor war der Niederländer aufgrund des heftigen Einschlags, bei dem 51 g auf den Körper des 23-Jährigen einwirkten (das entspricht dem 51-Fachen des Körpergewichts), im Krankenhaus untersucht worden.
„Natürlich bin ich sehr enttäuscht, dass ich so rausgenommen wurde. Die verhängte Strafe hilft uns nicht weiter und wird der gefährlichen Bewegung, die Lewis auf der Strecke gemacht hat, nicht gerecht. Die Feierlichkeiten nach dem Rennen, während ich im Krankenhaus zuschaue, sind respektlos und unsportlich. Aber wir machen weiter“, schrieb Verstappen. Naturgemäß ganz anders beurteilte Mercedes-Pilot Hamilton die Unfallszene. „Ich denke nicht, dass ich mich entschuldigen muss“, sagte der amtierende Weltmeister, der die ZehnSekunden-Strafe gegen sich für ungerechtfertigt hält: „Aber das nehme ich so, wie es ist. Mir ist egal, was die Leute denken. Ich mache mein Ding.“
In den „sozialen“Netzwerken machten viele Personen ihrem Ärger Luft. Dabei kam es wieder einmal zu beleidigenden rassistischen Äußerungen gegenüber Hamilton. Verwunderung herrschte bei vielen Fans auch über die relativ milde Strafe. Hamilton wurde auch von den Rennkommissaren als Schuldiger der Kollision ausgemacht, gewann das Rennen aber trotzdem. Das erscheint unfair, das Strafmaß entspricht allerdings den Regularien der FIA. Denn die Konsequenzen eines Unfalls dürfen bei der Urteilsfindung der Kommissare keine Rolle spielen. Bewertet wird lediglich der Zwischenfall an sich und was im Vorfeld dazu führte. „FIA, Formel 1 und Teamchefs waren sich in diesem Punkt immer sehr einig“, erklärt Renndirektor Michael Masi.
Im Red-Bull-Lager träumt man indes von einer Rennsperre des siebenfachen Weltmeisters, während Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Sachlage nüchtern betrachtet. Hamilton sei nahezu gleichauf und innen gewesen, deshalb habe die Kurve ihm gehört. Die Diskussion darüber sei aber so alt wie die Formel 1 selbst und „wenn bei hartem Racing keiner nachgibt, dann gibt es eben auch mal Kollisionen.“Auf welcher Seite man in diesem Konflikt steht, ist letztlich wohl eine Glaubensfrage.
Für die Königsklasse des Motorsports ist der Crash von Silverstone jedenfalls ein wahrer Glücksfall. Selten zuvor wurde sowohl auf als auch neben der Rennstrecke so emotional über den Sport diskutiert. Die Formel 1 erlebte am Sonntag den Höhepunkt einer Rivalität, die am Saisonende in die Annalen der Rennserie eingehen wird. Die Motorsportfans fiebern der nächsten Episode des WM-Kampfs in jedem Fall schon entgegen. Wer wohl bei der Hitzeschlacht in Budapest kühlen Kopf bewahren wird?