Hoffnungen in Rot-Weiß-Rot
Sportminister Werner Kogler hoffte im SN-Talk auf zwei bis drei österreichische Medaillen bei den Sommerspielen in Tokio. Doch wo soll der Coup um Edelmetall gelingen? Ein Überblick.
Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) schickt insgesamt 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den Sommerspielen nach Tokio. Das Team hat seriöse Medaillenchancen in mehreren Sportarten, Überraschungen in weiteren sind nicht ausgeschlossen.
Judo: Von den sechs Vertreterinnen und Vertretern haben Magdalena Krssakova (bis 63 kg/Silber EM 2020), Bernadette Graf (bis 78 kg/Bronze EM 2021) und Michaela Polleres (bis 70 kg/Bronze WM 2021) bei den jüngsten drei Großveranstaltungen jeweils eine Medaille gewonnen. Stephan Hegyi (über 100 kg) und Shamil Borchashvili (bis 81 kg) wollen überraschen, Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) am liebsten glanzvoll ihre Karriere beenden. Eine Medaille für den ÖJV wäre ein Erfolg. Die Auslosung wird eine große Rolle spielen, nur Polleres ist im Nippon Budōkan gesetzt. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2008 in Peking mit Silber für Ludwig Paischer.
Kanu: Im Sea Forest Waterway treten im Flachwasser-Sprint Viktoria Schwarz und Ana Roxana Lehaci über 500 m im Kajak allein und gemeinsam an. Der Fokus liegt auf dem Zweier, realistisch ist der Finaleinzug. Im Wildwasser-Slalom will sich Viktoria Wolffhardt nach einer schwierigen Zeit beweisen, KajakKollege Felix Oschmautz und Nadine Weratschnig beim Olympiadebüt des Canadier-Einers sind im Kasai Canoe Slalom Centre chancenreicher und nicht ohne Medaillenchance. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2008 in Peking mit Bronze im Wildwasser-Slalom für Violetta Oblinger-Peters.
Karate: Bei der Olympiapremiere dieser Kampfsportart vertritt Bettina Plank Österreichs Farben. Normalerweise in der Klasse bis 50 kg unterwegs, muss sie bei den Sommerspielen wegen der Kategorisierung in jener bis 55 antreten. Gegen die größeren und athletischeren
Gegnerinnen wird ein Weiterkommen schwierig.
Klettern: Als Weltmeister 2018 und Silbermedaillengewinner 2019 im Kombinations-Bewerb im olympischen Format zählt Boulder- und Vorstieg-Spezialist Jakob Schubert auch bei Olympia zu den Top-Medaillenanwärtern. Mit Jessica Pilz hat es auch eine Athletin aus Österreich geschafft, beim Olympiadebüt dieser Sportart im Aomi Urban Sports Park dabei zu sein.
Leichtathletik: Eine Medaille ist das realistische Ziel von Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger im Olympiastadion, im Siebenkampf der Frauen zählen die ebenfalls bei der WM 2019 mit Bronze erfolgreiche Verena Mayr sowie Ivona Dadic zum erweiterten Kreis auf einen Topplatz. Weitere Erfahrung auf dem großen internationalen Parkett sammeln dürfen Victoria Hudson (Speer), die Finalchancen hat, und Susanne Walli (400 m). Auch für die Marathonläufer Lemawork Ketema und den Salzburger Peter Herzog geht es in Sapporo um einen guten Auftritt. Die bisher letzte Medaille für Österreich gab es 2000 in Sydney mit 800-m-Silber für Stephanie Graf.
Radsport:
Für
das Straßenrennen auf dem äußerst anspruchsvollen Kurs mit Start und Ziel im Musashinonomori Park wurden mit Patrick Konrad, Gregor Mühlberger und Hermann Pernsteiner bewusst drei bergfeste Fahrer nominiert. Nach seinem Tour-de-France-Etappensieg schielt besonders Konrad auf den nächsten Coup. Weniger aussichtsreich wird er im Fuji International Speedway im Zeitfahren sein. Im Frauen-Straßenrennen käme ein vorderer Platz für Anna Kiesenhofer unerwartet. Dem Bahn-Duo Andreas Müller/Andreas Graf muss im Madison die Taktik aufgehen, um vorn zu landen.
Mountainbike: Auf dem Izu MTB Course der Mountainbiker ist Laura Stigger für eine Überraschung gut, aber auch für einen Absturz. Maximilian Foidl darf Erfahrung sammeln.
Rudern. Rio-Finalistin Magdalena Lobnig ist für eine Medaille gut, das ist auch ihr erklärtes Ziel. Im Sea Forest Waterway herrschen häufig schwierige Bedingungen, das kommt der Kärntnerin entgegen. Louisa Altenhuber/Valentina Cavallar streben im Leichtgewichts-Doppelzweier das Semifinale an, die Top Ten gelten für die beiden als Traumziel.
Schießen: Das Schützenteam ist in Tokio durch Martin Strempfl (Luftgewehr) und Sylvia Steiner (Luftpistole, 25-m-Pistole) vertreten, Finaleinzüge gelten als möglich.
Schwimmen: Vize-Europameister Felix Auböck zählt über 400 m Kraul zum größeren Kreis der Medaillenanwärter. Das Finale sollte in jedem Fall drinnen sein, auch Lena Grabowski über 200 m Rücken könnte das bei einer weiteren Steigerung schaffen.
Segeln: Aussichtsreichstes Boot ist der 49er mit Benjamin Bildstein/David Hussl, aber auch Thomas Zajac/Barbara Matz (Nacra 17 Foiling) und Tanja Frank/Lorena Abicht (49er FX) haben freilich MedalRace-Potenzial. Mitentscheidend wird sein, wie schnell sich die Duos wieder an die Bedingungen in Enoshima gewöhnen. 2019 trainierte man das letzte Mal im Olympiarevier.
Tennis: Das Doppel Philipp Oswald/Oliver Marach schlägt für den gemeinsamen Erfolg auf. Die Routiniers sind Außenseiter, aber gerade im Doppel geht es viel nach der Tagesverfassung und nicht immer nach der Papierform.