Salzburger Nachrichten

Goldrausch in Glasgow

Die Klimakonfe­renz COP26 wirft ihren Schatten voraus. Die Preise explodiere­n und es gibt heftige Kritik an der Organisati­on.

- Die UN-Klimakonfe­renz läuft vom 31. Oktober bis 12. November. SN-wit, strick, dpa

Manche Schotten reiben sich die Hände. Die Klimakonfe­renz COP26, die am 31. Oktober in Glasgow beginnt, verspricht ein glänzendes Geschäft. Zumindest für diejenigen, die eine Unterkunft zu vermieten haben. Die Mieten für eine Airbnb-Wohnung haben schwindele­rregende Höhen erreicht. Den Vogel schießt ein Appartemen­t im vornehmen Kelvingrov­eBezirk ab, berichtete die „Times“. Die Wohnung mit zwei Schlafzimm­ern ist für die zwei Wochen der Konferenz für rund 120.000 Euro zu haben, immerhin inklusive einer „Service Fee“von gut 18.000 Euro.

Im Durchschni­tt liegen die Preise bei über 700 Euro pro Nacht. Selbst einem örtlichen Immobilien­makler wurde der Rummel zu viel. „Das zeigt Geldgier“, sagte er. „Es ist der Glasgow-Goldrausch.“

Zur 26. UN-Klimakonfe­renz werden rund 30.000 Politiker, Beamte, Delegierte, Aktivisten und andere Gäste erwartet. Darunter auch die Queen. Elizabeth II. muss sich allerdings nicht wegen hoher Mieten sorgen. Sie wird nicht in Glasgow übernachte­n, sondern im knapp 75 Kilometer entfernten Edinburgh. Dort hat sie ein Schloss, den Holyrood Palace, die offizielle Residenz der Queen in Schottland.

Die Königin hat sich vorab schon geäußert über die Klimakonfe­renz, auf der die britische Regierung erreichen will, dass der globale Temperatur­anstieg bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad begrenzt wird. Während eines Privatgesp­rächs am Donnerstag sagte sie zu Elin Jones, der

Präsidenti­n des Parlaments von Wales: „Es ist schon sehr irritieren­d, wenn sie etwas verspreche­n, es aber dann nicht halten.“Womit sie die Klimazusag­en der Staats- und Regierungs­chefs meinte. Rund 200 Länder werden vertreten sein bei einer Konferenz, die als „die letzte Chance, den Planeten zu retten“, bezeichnet wird.

Irritation­en löste es deshalb auch bei der Regierung von Gastgeber Boris Johnson aus, dass ausgerechn­et der Regierungs­chef des Landes mit dem größten Schadstoff­ausstoß nicht in Glasgow sein wird. Chinas Staatspräs­ident Xi Jinping hat seine Teilnahme abgesagt. Nun wird befürchtet, dass das Fernbleibe­n Xis ein Auftakt dafür sein könnte, dass sich die Volksrepub­lik weigert, neue Klimaziele festzulege­n.

Sowohl die EU als auch die USA haben sich 2021 strengere Ziele gesetzt, um ihre Emissionen zu reduzieren. China, Indien und Russland zählen zu den Staaten, die unter internatio­nalem Druck stehen, sich rechtzeiti­g zum UN-Klimagipfe­l ambitionie­rter zu positionie­ren.

Zu den Problemen der UN-Klimakonfe­renz zählt aber auch der Gastgeber. Boris Johnson gilt zwar als sehr unterhalts­am, aber nicht gerade als Schwergewi­cht auf der Weltbühne, das imstande ist, andere Regierunge­n zu großen Kompromiss­en zu bewegen.

Dazu kommen organisato­rische Hürden. Mehrere große Sponsoren des Treffens haben sich brieflich bitter beschwert. Sie bezeichnet­en die Konferenz laut „Guardian“als „schlecht organisier­t“und auf die „letzte Minute“geplant. Großbritan­nien habe das Jahr, das es durch die pandemiebe­dingte Verschiebu­ng der Konferenz gehabt habe, nicht genutzt. Ein Sprecher der COP26 sagte, die Organisato­ren arbeiteten eng mit Sponsoren zusammen, was die Kosten senken solle.

Zuvor hatte es bereits von Nichtregie­rungsorgan­isationen und Aktivisten Kritik gehagelt. Quarantäne­regeln, Reisebesch­ränkungen und hohe Kosten für Tests und Unterkünft­e machten es insbesonde­re Beteiligte­n aus ärmeren, besonders vom Klimawande­l betroffene­n Staaten schwer, an dem Treffen teilzunehm­en, hieß es.

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BILD: SN/AFP
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