Opfer wurden mit Stichwaffen getötet
Der Angreifer von Norwegen setzte nur zu Beginn Pfeil und Bogen ein. Die Ermittler gehen weiterhin von psychischen Problemen bei ihm aus.
Die norwegische Kleinstadt Kongsberg steht immer noch unter Schock, nachdem ein Attentäter vergangenen Mittwochabend fünf Menschen getötet und zwei weitere verletzt hat. Bei den Opfern handelt es sich um vier Frauen und einen Mann im Alter von 52 bis 78 Jahren. Wie die Polizei am Montag in einer Pressekonferenz bekannt gab, seien bisher 60 Zeugen befragt worden. Insgesamt habe man mit etwa 140 Menschen gesprochen, sagte Polizeiinspektor Per Thomas Omholt.
Der Angriff begann in einem Supermarkt im Zentrum von Kongsberg, wo der Beschuldigte mit Pfeil und Bogen geschossen haben soll. Ein Polizist außer Dienst wurde dabei verletzt. Dann soll der 37-jährige Verdächtige das Geschäft verlassen haben und draußen zahlreiche Pfeile auf mindestens zehn Personen abgefeuert haben.
Bei seinen Angriffen habe der Täter „irgendwann Pfeil und Bogen weggeworfen oder verloren“, sagte Omholt. Beide Gegenstände wurden auf einer Straße gefunden. Seine Opfer habe er dann mit einem „scharfen Gegenstand“offenbar wahllos erstochen. Um welche Art von Waffe oder Waffen es sich dabei handelte, wollte die Polizei am Montag nicht sagen, da noch Vernehmungen weiterer Zeugen und Opfer ausstanden. Diese sollten nicht beeinflusst werden. Pfeile und der Bogen sollen auf ihre Gefährlichkeit getestet werden.
Die fünf Opfer wurden alle in derselben Straße, der Hyttegata, getötet, sowohl in den eigenen vier Wänden als auch draußen, sagte Omholt. Die Polizei hatte am Samstag die Namen der Toten veröffentlicht. Unter ihnen ist auch eine aus Deutschland stammende Frau.
Es sei weiterhin die wahrscheinlichste Hypothese, dass sich das Motiv des Täters auf eine psychische Erkrankung zurückführen lasse. Die Annahme, dass der gebürtige Däne zum Islam konvertiert ist, dürfte so nicht zutreffen. Nach bisherigen Erkenntnissen habe der 37-Jährige dies zwar öffentlich angekündigt, er dürfte das aber nicht in die Realität umgesetzt haben. Die Ermittlungen seien noch in einem frühen Stadium, hieß es weiter. Es werde daran gearbeitet, das Motiv und auch die Vorgeschichte des Angeklagten zu ermitteln. Dazu sollen auch Angehörige kontaktiert und Videomaterial beschafft werden.
Der Beschuldigte war bei den Behörden offenbar kein Unbekannter: Wie die Polizei am Samstag bekannt gegeben hatte, wurde der 37-Jährige bereits Anfang 2020 einer forensisch-psychiatrischen Untersuchung unterzogen. Zu Inhalt und Ergebnis wollte die Polizei keine Stellungnahme abgeben. Die Zeitung „Aftenposten“berichtete zudem, dem Beschuldigten sei im Mai 2020 verboten worden, seine Eltern zu besuchen. Der gebürtige Däne soll im Verlauf mehrerer Jahre immer wieder im Kontakt mit dem Gesundheitsdienst gestanden sein.
Zudem soll er im Jahr 2017 ein Video veröffentlicht haben, in dem er sich als Muslim und Bote bezeichnete und eine Aktion ankündigte. Ein Sprecher des Sicherheitsdiensts der Polizei PST sagte dazu, das Video sei nicht als ernsthafte Drohung angesehen worden, weil es sich bei dem Inhalt um keine spezifischen Bedrohungen gehandelt habe.
„Alle Opfer starben in einer Straße.“
Per Thomas Omholt, Polizei Norwegen