Schlechte Ausrüstung: Polizei verrechnet die Rettungsflüge Bergrettung verrechnet ihre Einsatzstunden
PUCHBERG, SPITAL AM PYHRN, SALZBURG. Diesen Wanderausflug auf den Schneeberg (Niederösterreich) werden zwei Männer aus Deutschland und eine junge Frau aus dem Bezirk Wiener Neustadt wohl nie vergessen – nicht etwa, weil das Bergwetter am Sonntag so traumhaft war, sondern weil das Trio letztlich durch die Bergrettung und die Flugpolizei gerettet werden musste, wofür sie auch zur Kasse gebeten werden. Die Gruppe im
Alter von 27, 28 und 34 Jahren war zwar unverletzt, hatte sich aber in 1700 Metern Höhe zwischen Breiter Ries und Krummer Ries verstiegen.
Ähnlich erging es einer Dreiergruppe auf dem Großen Pyhrgas (OÖ), die ohne Steigeisen oder Pickel im Schnee umdrehen musste. Zwei schafften den Abstieg selbstständig. Ein Niederösterreicher (59) aus dem Bezirk Krems-Land wurde per Hubschrauber am Seil geborgen, nachdem er in 2000 m Höhe zu Mittag den Notruf gewählt hatte.
In beiden Fällen berichtete die Polizei am Montag von unzureichender Ausrüstung der Wanderer. Das ist eines der Kriterien, nach denen die Polizei seit Ende Mai 2018 Hubschrauberflüge bei grob fahrlässigem Handeln in Rechnung stellt. Die Gruppe am Schneeberg dürfte zudem den markierten Weg bald verlassen haben. Im Schnitt werden für eine Rettung per Hubschrauber 2915 Euro verrechnet (55 Minuten à 53 Euro), erklärt Patrick Maierhofer, Sprecher des Innenministeriums. Die Zahl der verrechneten Einsätze betrug 2018 83, 2019 dann 173, im Vorjahr waren es 191 und heuer bis 1. Oktober 148.
Die Bergrettung verrechnet ihre Einsätze grundsätzlich – daher empfiehlt sich eine Versicherung. Für die Rettung am Schneeberg wurde pauschal ein sogenannter Kleineinsatz zu zwei Stunden verrechnet, also 340 Euro. Standardeinsätze kosten 414 Euro pro Stunde, Großeinsätze (mit mindestens acht bis zehn Bergrettern aus zwei Ortsstellen) das Doppelte. Bei Lawinen kommen in Niederösterreich einmalig 414 Euro Zuschlag dazu. Außer in Salzburg und Kärnten würden inzwischen die Pauschalen verrechnet, sagt Geschäftsführer Martin Gurdet vom Bundesverband, Tirol stelle gerade darauf um.
Salzburgs Bergrettungschef Balthasar Laireiter sieht keinen Grund, von der Einzelverrechnung abzuweichen: „Bei uns kostet jede Einsatzstunde 46 Euro. Das ist gerechter als eine Pauschale, die auch nur aus dem Stundensatz abgeleitet ist. Wir haben das beste Einvernehmen mit den Versicherungen, unser Modell ist auch im europäischen Ausland anerkannt.“Die Beiträge tragen zur Finanzierung von Ausrüstung und Ausbildung bei, die Bergretter helfen ehrenamtlich.